Reitbegleithunde: Billy der Junghund

Leidvolle Erfahrungen: „Das habe ich mir anders vorgestellt!“

Nicht immer schenken uns die Tiere das einfache Miteinander, sondern stellen uns mit ihrem Charakter oder ihren Erfahrungen vor neue Herausforderungen.

Dieses „anders als vorgestellt“ versteckt ja auch die Chance, daraus zu wachsen, verkrustete Vorstellungen zu verlassen, umzudenken, neue Wege versuchen.

So ging es mir vor fünf Jahren mit Junghund Billy. Er wuchs bei uns am Hof und mit den Pferden auf. Immer war ich bemüht, dass er keine schlechten Erfahrungen macht. Dass er weder unter die Hufe, noch an den E-Zaun gerät. Nach 7 Monaten haben wir ihn das erste Mal am Pferd mitgenommen. Mein Mann ist geritten, ich habe mein Pferd anfangs geführt. Er lief brav nebenher, so bin ich auch aufgestiegen. Nach 15minütiger Glückseligkeit- aus der Traum. Das Pferd meins Mannes erschrak sich und pfefferte nach ihm aus. Schreiend lief der Hund davon, ich hinterher. Es ist ihm körperlich außer dem momentanen Schmerz nichts weiter passiert. Aber das Thema Reitbegleithund  hatte sich erledigt. Bei den Pferden am Hof und im Umgang hatte er keinerlei Stress, aber mit mir zum reiten, konnte ich vergessen. Ich habe alles versucht, Lieder singen, Gulasch füttern, und was einem nicht alles einfällt. Bin mit Pferd an der Hand losgewandert, hab ihn abgeleint und bin los geritten. Nichts: er saß da wie angewurzelt, er kam nicht nach, obwohl unsere „Bindung“ super war.

Tja, was will ich als Wanderreiter mit einem Junghund, der nicht mit geht? Es reicht ja schon, wenn man ab ca. 8 Jahren nach einer Lösung suchen muss, wenn ihm lange Strecken vielleicht nicht mehr leicht fallen. Meine Tränen haben ganze Fischweiher gefüllt, doch ich entschloss mich, ihn zu verkaufen. Ein superlieber, ausgebildeter Hund wird bestimmt eine tolle Familie finden. Im Internet fand ich schnell Interessenten. Doch dann rief eine Freundin an, die Labradore züchtet und auch reitet. Ihr trockener Kommentar dazu: „Nix wird da verkauft, so einfach ist das Leben nicht, Du brauchst nur Hilfe!“  Ich habe es mir wirklich nicht leicht gemacht und ich hätte auch nicht gewusst, welcher Wattebällchenhundsverein mir da helfen söllte….

Nun gut, ich bekam von ihr den Kontakt zu einer ebenfalls reitenden Hundetrainerin. „Bedingungsloser Leinengehorsam“ war der Schlüssel zum Glück, nach zwei Übungswochenenden war das Thema erledigt. Er hatte zwar die ersten Wochen keine Freude daran, das kam aber mit der Zeit. Nun begleitet er uns seit 5 Jahren täglich und begeistert beim ausreiten. Es sind manchmal die unspektakulären Sachen, die den Alltag zur Freude werden lassen: da reitet jemand und wird von einem freudig wedelnden Hund begleitet…

Meine Tiere zeigen mir, welches enorme Entwicklungspotenzial darin steckt, wenn etwas anders ist als vorgestellt. Eines funktioniert auf jeden Fall nicht: das Tier verbiegen zu wollen um es den Vorstellungen entsprechend passend zu machen. Wir müssen es annehmen, so wie es ist und UNS verändern. Uns, unser Wissen, unsere Vorstellungen.

Und ich muss es wollen, „Ja, aber…“ wäre einfacher gewesen, aber das sind wir halt nicht.