Glücklich Reiten

Kurs Glücklich Reiten am 24./25.9.11

Hier gleich die Eindrücke zweier Teilnehmer:

Das Unterbewusstsein reitet mit – Ein Ausritt zu Dritt

Seminarbericht von Marion Schümann
Glücklich Reiten vom 24. und 25.09.2011 in Kühnhardt

Als Übungsleiterin ist es wichtig, immer mal wieder Kurse zu belegen, das eigene Wissen zu erweitern, Anregungen zu bekommen und damit die eingefahrenen Wege im eigenen Alltag zu durchbrechen. Der Kurs Glücklich Reiten machte neugierig, da hier als Titel nicht Ängste bekämpfen, sondern die positive Erwartung des glücklichen Reitens in Aussicht gestellt wurde. Hier wird also von den Seminarleiterinnen Verena Eckert und Petra Stegmüller bewusst der positive Ansatz gewählt.

Oftmals sind es Formulierungen wie das kann ich nicht, habe ich schon mal probiert und es klappt nicht, das geht mit dem Pferd sowieso nicht, die aus unserem Unterbewusstsein unsere reiterlichen Möglichkeiten einengen, die uns die Zuversicht nehmen, unsicher machen und verkrampfen lassen. Das Pferd spürt das und ist entsprechend ebenso verunsichert. Vielleicht nehmen wir uns manchmal auch zu viel vor. Das sehr allgemeine Ziel, eines schönen Ausritts, setzt uns keinen konkreten Maßstab und lässt uns viel zu häufig resümieren, ganz schön, aber … . Und schon sind die Freude und der Stolz über das Erreichte verflogen.

Positiv Dinge angehen, konkrete und erreichbare Ziele setzen und die Stärken ausbauen, statt in vermeidlichen Schwächen zu versinken. Das hört sich nach einem ganz einfachen Kochrezept an. Man nehme … Doch können wir unsere Barrieren selbst durchbrechen?

Im theoretischen Teil des Kurses moderierte uns Verena Eckert, ohne dass wir unser Seelenleben nach außen kehren mussten. Sie zeigte uns, wie wir unser Vorgehen strukturieren, eigene Stärken formulieren und realistische Ziele definieren können. Mit methodischem Vorgehen half sie uns, konstruktiv an der persönlichen Weiterentwicklung zu arbeiten. Manches wurde dadurch klarer, erschien in einem anderen Licht. Das Unterbewusstsein baute keine Hürden mehr auf. Aber geht das auch auf dem Pferd?

Im praktischen Teil des Kurses leitete Petra Stegmüller die individuellen, reiterlichen Übungen. Alles war neu. Ein nicht bekanntes Pferd, anderes Material, eine andere Umgebung. Doch die gut ausgebildeten Pferde gaben uns Sicherheit. Einfache Übungen sorgten für Entspannung oder waren entsprechend unrhythmisch (z.B. beim Leichttraben zweimal hintereinander sitzen bleiben und einmal Aufstehen) dass wir uns auf unser Handeln voll konzentrieren mussten und unser Unterbewusstsein keine Gelegenheit hatte uns Ängste einzureden. Und es klappte. Das vorher bestimmte Ziel wurde erreicht, beinahe unbeschwert.

Also lassen wir zu, uns zu freuen und zufrieden zu sein. Ganz einfach? Nicht ganz. Methodik, Klarheit, Analyse hat uns dorthin geführt. Mit sanfter Moderation haben uns Verena Eckert und Petra Stegmüller den Weg gezeigt.

Ich verlasse den Kurs mit vielen Ideen und Anregungen, die ich nun auch versuchen werde, in meinen Alltag der Reitstunden einzubauen. Eine positive Erfahrung die mich auch dazu bringt, diesen Artikel zu schreiben und diesen Kurs in Kühnhardt zu empfehlen.

 

Von einem, der auszog, das Fürchten zu (ver-)lernen!

So oder so ähnlich könnte mein Motto lauten, warum ich an dem Kurs für ängstliche Reiter, unter der ebenso charmanten wie kompetenten Leitung von Verena Eckert, am 24./25. September 2011 auf dem Stegmüllerhof nahe Feuchtwangen teilgenommen habe.

Zwar liegt mein folgenschwerer Reitunfall schon Jahre zurück, die Verletzungen sind längst spurlos verheilt, dennoch hatte ich seither bei jedem Ritt SIE dabei. SIE, die Angst, die Befürchtung, es könnte wieder so kommen. Immer dieses negative Kribbeln im Bauch. Die Freude am Ausritt trat immer erst nach erfolgreichem Absteigen am Ende des Rittes auf. Nach Möglichkeit nicht traben, nicht galoppieren, wurde das Pferd schneller, begann ich mich zu verkrampfen – ein Teufelskreis. Dann, im Frühjahr las ich in einer VFD-Beilage über den Kurs Glücklicher Reiten – ein Kurs für ängstliche Reiter. Wenn ich mehr vom Reiten haben will, dann musste ich etwas ändern. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Gesagt getan, respektive gebucht. Am 24. September stand ich um 9 Uhr bei Petra und Peter Stegmüller, in Kühnhardt bei Feuchtwangen, auf dem Hof. Hier sollte der Kurs statt finden. Petras herzliche Begrüßung und das urgemütliche Ambiente des Hofes, ließen letzte Zweifel, ob ich mich richtig entschieden hatte, sofort verfliegen. Neben mir, dem Quotenmann, waren noch drei Mädels in der Gruppe. Ich hatte sofort den Eindruck, wir würden uns alle schon lange kennen. Es gab keine Vorbehalte, keine Berührungsängste.

Nach einem Startkaffee begrüßte uns Verena Eckert, unsere Mentaltrainerin und Kursleiterin, und stellte uns die Inhalte und den Ablauf des zweitägigen Kurses vor.

Um einen Eindruck von den Motiven und Erwartungen der Teilnehmer zu bekommen, begannen wir mit einer Vorstellungsrunde. Jeder erzählte kurz etwas über seine reiterliche Laufbahn und über das Wie und Warum. Damit hatten wir eine Basis geschaffen. Verena erläuterte uns den Angstkreislauf und die Entstehung der Maisfeldmonster und Gelbe-Sack-Gespenster………..und den Umstand, dass dieses Kopfkino nicht etwa dem Denken unseres Pferdes entspringt, sondern ausschließlich Ergebnis der kreativen Vorstellungswelt des Reiters ist. Die Art und Weise der Erklärung regte den Teilnehmer(innen)kreis immer wieder zu spontanen Kurzdiskussionen an und auch der Humor kam nicht zu kurz. Gleich vorweg, es hat riesig Spaß gemacht und wir haben auch viel gelacht.

Nach einer ausgiebigen Mittagsbrotzeit animierte uns Verena, tiefer in uns hinein zu hören. Ich glaube, jeder von uns hat an diesem Nachmittag auch an sich wieder neue Seiten entdeckt. Abgerundet wurden die Gruppenarbeiten am Nachmittag mit praktischen Lektionen auf dem Reitplatz. Mit auf den Weg gab uns Verena noch eine kleine Hausaufgabe, die jeder von uns gerne bis zum nächsten Morgen erledigen wollte. Nachdem wir uns unser Pferd aus dem Stall von Petra ausgesucht hatten, ging es ab zum Reitplatz.

Die perfekt ausgebildeten und absolut ruhigen Pferde ließen schon auf die fachlichen Qualitäten von Petra Stegmüller, die im Bereich des Western- und Wanderreitens einen ausgezeichneten Ruf genießt, schließen. Ihre humorvoll direkte Art, uns auf falsch Erlerntes oder Verbesserungswürdiges hinzuweisen, machte auch auf dem Reitplatz das Lernen zu einem sehr positiven Erlebnis. Beim abendliche Brathendlessen der Gruppe klang der erste Tag aus.

Der Sonntag begann mit einem gemeinsamen Frühstück. Dann machten wir uns wieder an die Arbeit. Stärken jedes Teilnehmers ermitteln, Ziele festlegen und vieles mehr. Auch der Sonntag wurde durch einen praktischen Teil vervollständigt. Und diese Reitstunde endete wohl für jeden von uns Teilnehmern mit einem Erfolgserlebnis. Freihändiges Traben und Galoppieren an der Longe unter Petras Anleitung und ….. plötzlich spürte ich, wie viel Spaß das Reiten ohne Angst machen kann. Das Kribbeln im Bauch wich einer gewissen Leichtigkeit und der Erkenntnis: Yes, I can. Hätte ich keine Ohren gehabt, ich hätte im Kreis gelacht. Es war ein genialer Abschluss.

Fazit: ich kann diesen Kurs nur empfehlen. Sicher wird in nächster Zeit noch das eine oder andere Müllsackmonster versuchen, sich meiner zu bemächtigen, aber jetzt hab ich das Werkzeug erhalten, damit umzugehen. Und eines weiß ich sicher. Das Reiten wird mir künftig weitaus mehr Spaß machen, als es bislang der Fall war. Der Anfang ist schon gemacht.

Ich möchte mich noch einmal bei Verena bedanken, die in unnachahmlich humorvoller und kompetenter Art auf uns Teilnehmer eingegangen ist. Ganz besonderen Dank möchte ich auch Petra und Peter Stegmüller aussprechen, die uns mit ihrer Gastfreundschaft auf ihrem Hof jederzeit das Gefühl gaben, eine große Familie zu sein.

Mit galoppierenden Grüßen,
Armin

Nicoles Sicht

Von Heinzelmännchen und Wanderreitstationen

Für die Wanderreiter ist es Urlaub, für die Gastgeber harte Arbeit. Nicole Menzel hat beides erlebt und berichtet für uns aus beiden Sichtweisen − nämlich als Gast und als Gastgeberin, jeweils des Wanderreiterstützpunktes im mittelfränkischen Kühnhardt.

Die Station aus Wanderreiter-Sicht

Vor einem Jahr zog ich mit meinem Trakehner Viento 700 km durch die Lande. Dabei kam ich auch beim Wanderreiterstützpunkt von Peter und Petra Stegmüller im mittelfränkischen Kühnhardt vorbei. Auf einer Pferdemesse hatte ich ihren Flyer mitgenommen. Als mich mein Weg dann Richtung Crailsheim führte, erinnerte ich mich und rief einen Tag vorher an, ob ich vorbeikommen könnte. Wann ich ankommen würde, wollte Petra wissen. Na, das wusste ich einen Tag vorher noch nicht. Petra gab grünes Licht, denn im Juli bei 35°C sind nur wenige Wanderreiter unterwegs.

Mittags rief ich nochmal kurz an. Jetzt konnte ich meine Ankunftszeit genauer abschätzen. Nicht mehr lange und ich stand im Stall der Stegmüllers. Hier das Wasser, dort die Abspritzmöglichkeit, mein Sattel in die Scheune und dort die Unterkunft für mein Pferd. Ob ich ihn noch wälzen lassen möchte. Ja gerne. Schnell wurden die hauseigenen Pferde verräumt und mein treuer Begleiter hatte den ganzen Auslauf für sich. Genüsslich gewälzt stand er nun auf seinem Paddock und malmte frisch gemähtes Gras. Die Pferdewelt war in Ordnung.

Für mich gab es kurz darauf frischen Kaffee, ein Stück Kuchen und nette Unterhaltung mit Petra. Da ich auf meinem Ritt oft genug froh war überhaupt unterzukommen, freute ich mich am Willkommen-Sein mit Familienanschluss. Dazu ein helles Zimmer mit sauberem Bad, nach all den Nächten im Schlafsack vor der Box, eine Wohltat! Abends saßen wir bei leckerem Essen und verbesserten die Pferdewelt. Ich blieb einige Tage, ruhte aus und fühlte mich wohl.

Dann zog ich weiter. Doch im nächsten Jahr kam ich zu einem Sommerpraktikum wieder und erlebte eine Wanderreitstation hinter den Kulissen. Und mir wurde klar, was für mich so leicht und natürlich aussah, ist oft gute Planung und zeitaufwendige Vorbereitung.

Die Station aus Sicht der Gastgeber

Wenn Petra beim Frühstück verkündete heute kommen 4 Wanderreiter, dann war der Tag eigentlich schon verplant. Um 7 Uhr Füttern der hofeigenen Pferde, danach gemeinsames Frühstück. Was sollen wir kochen für die Wanderreiter (= Hopperer vom Stationen-Hopping)? Und wer fährt einkaufen? Wer ist ab 15.00 Uhr am Stall, denn wir wissen nie, wann die Reiter ankommen. Ist noch genügend Milch da, oder müssen wir noch zum Milchbauern?

Dann los, lass uns noch schnell die eigenen Pferde reiten. Mittags führt eine von uns einkaufen, frisch, möglichst regional und saisonal soll es sein. Und dann bereiten wir alles schon vor, damit dem genüsslichen 3-Gänge-Menü nichts im Wege steht.

Für die Pferde werden die Boxen frisch eingestreut und die Raufen mit dem hofeigenen Heu gefällt. Peter kommt von der Arbeit − rauf auf seinen Traktor und mäht frisches Gras. Ab 15 Uhr bleibt immer einer von uns am Hof, denn die Reiter kommen gerne dann, wenn man mal schnell noch weg ist.

Manchmal bleibt noch Zeit für einen Kaffee in aller Ruhe. Oft riechen ihn aber auch die Gäste und stehen zeitgleich auf dem Hof. Petra heißt alle Gäste, wie damals auch mich, herzlich willkommen. Das Scheunentor auf, alle hinein, dort anbinden, hier abspritzen, Wassereimer gibt es da hinten, Futter ist schon vorbereitet. Wir laufen von einem zum anderen. Trennen den Auflauf ab, damit sich alle Pferde noch bewegen können und bauen Sattelständer, damit alles ordentlich aufgehängt werden kann. Wenn die Pferde zufrieden sind, kehrt Ruhe ein.

Die Reiter sitzen um den runden Gartentisch. Kaffee, Kuchen, etwas Wasser mit Holunderblütensirup? Ja gerne. Wir laufen los, die Kaffeemaschine brummelt um die Wette. Dann sitzen wir gemeinsam im Garten. Was haben die Hopperer erlebt? War es ein schöner Tag, eine gelungene Strecke? Oft wird viel gelacht und sich ausgetauscht.

Die Reiter gehen duschen, doch für uns geht es weiter. Das Essen soll pünktlich um sieben auf dem Tisch stehen und bis dahin sind noch alle Pferde zu versorgen. So kocht meist einer von uns, während die Anderen ausmisten, Wasserfässer füllen, Kraftfutter und Heu zurecht machen und all das tun, was auf einem Hof sonst noch anfällt.

Um sieben ist das Essen tatsächlich fertig. Alle Reiter erscheinen frisch geduscht. Lecker ist es, wie so oft, und wir freuen uns gemeinsam mit unseren Gästen. Viele Geschichten gibt es zu erzählen. Bis der Nachtisch auf dem Tisch steht ist es meist neun Uhr. Danach gehe ich nach Hause. Wie lange sie wohl noch erzählen? Ich bin froh, dass ich einfach gehen kann. Nach all den Vorbereitungen möchte ich jetzt noch in Ruhe für mich sein. Denn am nächsten Tag geht es in aller Frühe wieder weiter.

Wir sind die ersten, die alle Pferde versorgen, 3 km entfernt frische Brötchen holen und beim schnipseln des Obstsalates allen einen wunderschönen Guten Morgen wünschen. Peter erklärt den besten Weg und meldet die Gäste bei der Mittagsstation an. Während die Gäste nach dem Essen die Pferde satteln, verladen wir die vielen Taschen und Einzelteile. Manchmal ist es soviel Gepäck, dass es kaum in das Auto passt. Erstaunlich! Danach fährt Peter das Gepäck zur nächsten Station. Petra und ich verabschieden die Wanderreiter und wünschen einen wunderbaren Ritt. Und während sie von dannen reiten, stehen wir schon mit Mistgabeln und Schubkarren im Stall. Der Tag beginnt von Neuem.

Fazit

Liebe Wanderreitfreunde – es war mir vorher nicht bewusst, wie viel Arbeit hinter dieser Gastfreundschaft steckt. Denn reich wird man davon nicht. Das muss man wirklich leben und von Herzen wollen. Sicher wird es nicht überall so aufwendig betrieben wie beim Stationenhopping. Wie schön, wenn dann der ein oder andere Wanderreiter schon seine Box gemistet oder die Stallgasse gekehrt hat. Bei 8 eigenen und 4 Wanderreitpferden spüren wir jeden Handgriff und freuen uns über jede kleine Hilfe.

Jetzt weiß ich, wie viel Arbeit und Organisation hinter einer Wanderreitstation steckt und danke allen, die mich aufgenommen haben, nochmals aus tiefem Herzen. Auf frohe Ritte und alle Zeit viel Spaß mit unseren 4-beinigen Kameraden.

Nicole

Sternritt 2011

15. Sternritt der Wanderreit-Stationen nach Saurach

Am Wochenende des 15. Juni war heuer das Fest der Franken Sternreiter angesetzt und fand diesmal erstmalig im baden-württembergischen Teil der Reitstationen statt. Leider kamen diesmal nur etwas über 30 Reiter ins Hohenlohische. Doch die wo da waren, gehören zur großen Familie und feierten ihr Wiedersehen. Die neuen Gesichter fanden guten Anschluss.

Der Veranstaltungsort bei Familie Fundis war bestens geeignet. Die Pferde konnten in Paddocks auf der Weide oder unter Dach untergebracht werden. Trotz heuriger Futterknappheit gab es frisches Gras und Heu, sowie Kraftfutter.

Ein Tierarzt checkte die Reittauglichkeit der eintreffenden Pferde, denn nur ein gesundes Pferd kommt in die Wertung. In Fundis Biergarten wurde mit bewährter Handgemachter Musik gefeiert und die mehrmaligen Teilnehmer geehrt.

Am Samstag führte ein mehrstündiger, gemeinsamer Ausritt zum Burgberg. Dort konnte man den Aussichtsturm besteigen und ein Vesper einnehmen.

Als die Reiter vergnügt wieder am Hof ankamen, wartete ich schon mit der aufgebauten Reit-Trail-Übung. Diesmal mehr die Rittigkeit im Vordergrund stehend, war die Teilnahme am Anfang zögerlich, doch schnell ließ dies nach, denn jeder hatte so seine Probleme. So nutzten schließlich die Meisten diesen kleinen Test. Wir gratulieren den schönsten Pferd-Reiter Darbietungen:

  • 1. Platz: Monika Will
  • 2. Platz: Eberhard Mück
  • 3. Platz: Katja Frelke

Nach leckerem Kaffee und Kuchen, wurden die Preise verliehen und die angesagte Überraschung kam. Herr Bernulf Schlauch ist Hobby-Kellermeister aus Langenburg und stellt leckersten Holler-Sekt her. Dieser durfte probiert werden, nicht ohne amüsante Erzählungen zu den bürokratischen und explosionsartigen Hindernissen zwischendurch. Auch der Heilkraft des Holunders in Rezepten und Märchen wurde Respekt gezollt.

Zwischendrin sorgte der Wettergott mit kräftigen Schauern für so manch runzlige Stirn der Teilnehmer des nahenden Fackelritts. Fast unter einem Regenbogen wurde gesattelt und los gings trocken zum Waldgrillplatz bei Triensbach. Fundis’ Helfer hatten bereits ein Lagerfeuer gezündet und die Reiter standen mit ihren Fackeln idyllisch drum rum und lauschten den begrüßenden Worten des Ortsvorstehers. Hier fand dann auch die Ehrung der weitest gerittenen Teilnehmer statt. Die Engel-Brauerei aus Crailsheim stellte dazu die großzügigen Preise. Herzlichen Dank für süffige 3 Liter Bier in originellen Flaschen mit Gläsern!

Mit 627 Reit-Kilometern gewann Tatjana Pittroff mit Rosi und Nando die Streckenwertung. In 15 Tagen ritt sie auf Umwegen von Sternritt zu Sternritt. Sie startete in Chemnitz, nahm am Karl-May-Sternritt teil, ritt weiter über Dresden durchs Erzgebirge zum Fichtelgebirge. über die fränkische Schweiz streifte sie durchs Nürnberger Knoblauchsland. Schließlich führte der Endspurt an Ansbach vorbei nach Kühnhardt. Bei uns traf sie auf 10 weitere Sternreiter nach Saurach. Streckenweiser Wegeabschnittsgefährte war der VFD-Freund Walter Hegner.

Den 2. Platz belegten Wolfgang Putz und Roland Olejnik. Sie machten auf ihrem 3 Länder-Ritt hier nach 313 Reit-Kilometern eine Pause. Gestartet in Reute (Tirol) ritten sie mit ihren Fjordpferden übers Allgäu nach Franken, um Station zu machen. Weiter ging es dann mit einer Planung von gesamt 1200 km nach Dänemark. So hat halt jeder seine Träume. Ich wünsche ihnen jedenfalls alles Gute dazu. (Obwohl ich sie bei der Hitze und Bremsenplage an manchen Tagen nicht beneide!)

Den 3. Platz erritten sich zwei neue Gesichter. Sonja Hüsch und Monika Müller starteten bei Wolfratshausen und ritten in 253 km über Augsburg und Bopfingen zu uns.

Am Sonntagmorgen gestaltete Dekan Pfitzenmeier einen festlichen Pferdegottesdienst in der Reithalle. Umrahmt vom vollen Hörnerklang der Jagdhornbläser Schwäbisch-Hall und Obersontheim, unter der Regie von Pferdefreund Werner Dierolf. Nach einem deftigem Weißwurstfrühstück leerte sich der Veranstaltungsort wieder.

Zurück bleibt die Erinnerung an ein schönes Wochenende unter Freunden und eine gelungene Veranstaltung. Danke an Alle, die mit Ihrem Kommen dazu beigetragen haben und Danke an das langjährige Organisationsteam mit Toni Liesch und Elfi Fraunholz an der Spitze. Uschi Baumann hatte ihre Meldestelle auch toll im Griff. Schade fand ich, dass nur wenige der umliegenden Reitstationen die Chance genutzt haben, das Fest mit zu tragen oder ihr Angebot darzustellen. Es ist eigentlich ein Fest für alle!

Kurse und Wanderritte im 2. Halbjahr 2011

Kurs Abzeichenjäger vom 29.08.-04.09.2011

Großen Anklang fand dieser Termin unter Lernwilligen. Es fällt mir immer schwer Leuten abzusagen, drum hab auch ich viel gelernt- Stichwort Zeitmanagement. Es dauert halt alles pro Person länger, das Pferde fertig machen, startklar sein, jede Rittigkeitsübung, jede Reitpassübung. Aber alle haben aus ihren Herausforderungen gelernt (auch ich, das war Jacos erster, offizieller Einsatz- wir waren so was von mutig!) und konnten die Prüfungen bestehen:

Wir gratulieren ganz herzlich:
Claudia K. auf Wanda
Daniela H. auf Dirndl
Jana St.
Jürgen M.
Jürgen A. auf Mymoon
Nicole F. auf Paolo
Nicole M. auf Viento
Simone Sch. auf Tabby

… ihr wart eine tolle Gruppe!

Bedanken möchte ich mich für folgende Einschätzung einer Kursteilnehmerin. Ich veröffentliche es etwas gekürzt, um Leuten, die buchen wollen, den Entschluss vielleicht zu erleichtern:

Ich habe Dich als fachlich sehr kompetente Kursleiterin kennen gelernt. Dein tiefes Wissen über Pferde, Pferdeverhalten und Reiten ist beeindruckend. Noch mehr hat mir aber Dein Vorbild im Umgang mit den Pferden genützt, mein eigenes Verhalten zu überdenken und neue Wege zu finden.

Deine Geduld und Deine Energie alle meine Fragen zu beantworten, auch über Themen, die gar nicht Kursinhalt waren, z.B. Pferdehaltung, ist unendlich. Du hattest immer ein offenes Ohr und eine praktische Hilfe zur Hand. Dafür möchte ich Dir nochmals ganz herzlich danken. Trotz Deiner Position als Kursleiterin und Deinem überlegenen Wissen, hatte ich immer das Gefühl, dass Du mich als gleichwertigen Gesprächspartner wahrnimmst. Du bist in allen Situationen gradlinig und authentisch. (N.F.)

Ausführlich schildert Jürgen A. seine Eindrücke, die ich auch etwas gekürzt habe:

Von einem der auszog …

Schon seit einiger Zeit suchte ich als männlicher Späteinsteiger nach einer Möglichkeit den Deutschen Reitpass der FN zu machen. Im Internet fand ich bei Petra den passenden Kurs Abzeichenjäger. Als ich spontan buchte, bekam ich noch einen Satz zum Knabbern mit: Es ist sinnvoll, sich den Stoff schon vorher anzueignen, was mir bei der Fälle an Wissen, die die einzelnen Abzeichen verlangen, durchaus nachvollziehbar erschien und darauf hin deutete: hier gibt es nichts geschenkt. Also fing ich schon zwei Monate vorher an, die FN Bücher genauer zu studieren und nutzte jede verfügbare Minute meine Kenntnisse aus dem Stall mit dem abzugleichen, was von der FN für die besagten Abzeichen gefordert wird.
Der Teufel will’s und ich kaufte mir zufällig die Ausgabe der Pegasus – Freizeit im Sattel in der der Kurs fürs Wanderreitabzeichen 2 (ebenfalls in Kühnhardt) getestet wurde und der Artikel zeigt eindeutig: das wird zwar kein Urlaub, aber bestimmt interessant.
Als alle Teilnehmer angereist waren, beschnupperte man sich kurz, half im Stall mit und fühlte sich alsbald in dem bunten Haufen wohl. Schon wurden die ersten Referate gehalten. Tatsächlich wird schnell klar, dass diese Art doch ganz erhebliche Vorteile mit sich bringt, denn immer mal wieder kommen kleinere Diskussionen auf und insgesamt wird man angeregt, auch die Referate der anderen Teilnehmer zu ergänzen, ggf. zu korrigieren und so muss jeder permanent bei der Sache bleiben.

Die ersten Tage sind der Bodenschule gewidmet. Ich mache mich dann mal mit Mymoon bekannt, der mich gleich beim abholen von der Weide mit einem zufälligen Rempler abgecheckt hat. Man muss ja wissen, mit wem man’s zu tun hat. Er ist aber der Vollprofi und kennt die Pferdehorrorszenarien wie Ballons, Stangen, Gerümpeldurchgang, Bälle und Klappersack aus dem ff.

Trotzdem will’s gelernt sein, ein Pferd richtig zu führen und so zu dirigieren, dass es alleine durch die Körpersprache bewegt wird und ich muss meinen Vollprofi immer mal wieder daran erinnern, dass ich seine volle Aufmerksamkeit möchte. Könnte so ein schöner Tag sein, wenn der Kerl da, mich nicht dauernd drangsalieren würde. denkt er wohl. Jedenfalls ist das anstrengender als ich mir vorgestellt habe und Petra korrigiert unermüdlich jeden kleinsten Fehler. Die Privatpferdebesitzer haben es da natürlich nicht so einfach, weil ihre Pferde ja den Parcours nicht kennen, aber ich bin erstaunt, wie schnell da sogar der sich öffnende Regenschirm ohne Scheu passiert wird.

Als es das erste Mal zum satteln geht, wird’s spannend und mit Skepsis schaue ich mir den Westernsattel an – ich bin halt ein Englischreiter – aber wenigstens ist die Zäumung eine normale Wassertrense. Mymoon will vorsichtig getrenst werden, ist aber wirklich ein ganz gelassener Vertreter seiner Art. Möchte nicht wissen, wie viele Stunden der Ausbildung da drin stecken.
Wir führen die Pferde ein Stück, es wird aufgesessen und dann geht’s ums Dorf. Petra checkt alle Teilnehmer auf ihren Ausbildungsstand ab und zeigt uns die Strecke, die wir auch am Prüfungstag reiten werden. Erst geht es über Feldwege, dann ein Stück Straße im geschlossenen Verband, wieder Feldwege, eine Trabstrecke über den Wiesenweg, Straße, abbiegen, nochmal Wiesenweg und Straße und schon sind wir am Einzelprüfungshügel, den wir einmal zusammen abreiten. Mymoon ist ja sowieso schon gelassen, aber seine Hausstrecke kennt er natürlich besonders gut. Wir sollen morgen dann hier am Hügel von der Gruppe wegreiten, im Trab den Hügel hinauf, oben rüber galoppieren und dann den Pfad wieder zurück zur wartenden Gruppe. Nach dieser ersten Besichtigung geht’s weiter durch einen Abstieg zu einer Wiese, wo wir dann zu zweit galoppieren sollen Knie an Knie. Auch das dann ab morgen. Mir wackeln jetzt schon die Knie.

Wieder zurück am Platz machen wir uns mit dem kleinen Dressurparcours vertraut für das Wanderreitabzeichen: auf dem Zirkel traben, dann galoppieren, über Stangen traben, Vorhandwendung und drei Schritte rückwürts richten. Mymoon versteht meine Hilfen so gar nicht, oder ich gebe sie falsch, oder auch beides. Jedenfalls wird für mich der galoppierte Zirkel das Horrorszenario schlechthin für den Rest des Kurses. Petra ist verzweifelt (ich nicht minder) und hier hätte ich mir denn dann auch etwas mehr zeitlichen Spielraum gewünscht, weil es wohl an der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter gelegen hat und ich das doch so gerne auch fein hinbekommen hätte. Nun bin ich nicht wirklich der Meister im Galoppieren, zugegeben, aber so schlecht hat’s selten geklappt. Ich bin frustriert, doch Petra versucht mich zu beruhigen.
Bald gibt es eine Einführung in die unterschiedlichen Karten und dann die praktische Orientierung im Gelände, die auf einer kleinen Wanderung geübt wird. Welche Orientierungspunkte gibt’s denn hier im Umfeld und wie weit sind 500 gelaufene Meter?

Vertraut ziehen wir am nächsten Tag mit Pferd und Karte bewaffnet los, den vorgegebenen Weg zu suchen. Das funktioniert mehr oder weniger gut und ist manchmal ganz schön kniffelig, aber es ist schon eine sehr lehrreiche Übung. Jeder darf/muss mal navigieren und alle lernen dabei. Peter reitet mit und beobachtet die Truppe, hält sich aber im Hintergrund und macht so seine gedanklichen Notizen. Selbst in der Mittagspause im Gasthof wird noch ein Referat gehalten und bei allem Spaß und auch bei Gaumenfreuden bleibt ein Rest ernsthafter Sorge, alle Teilnehmer optimal auf die Prüfung vorzubereiten. Sogar Peters plötzlicher Reitunfall wird gemeinsam erstaunlich gut bewältigt. Inzwischen haben wir uns auch zu einer immer homogeneren Gruppe zusammengefunden und wir sind eine kleine Familie geworden.

Dann der Prüfungstag! Nach dem Frühstück wieder die morgendliche Routine beim Pferde versorgen, aber die Spannung steigt bis die Prüfer kommen. Wir bilden zwei Gruppen und jede wird von einem Prüfer befragt. Das ist zwar auch anstrengend, aber nach der Woche Dauerprüfung eigentlich nicht weiter schlimm. Ich glaube auch, dass es eher die Beobachtungen von Petra und Peter während der gesamten Woche sind, die die Prüfer schon ein wenig beeinflussen. Man weiß auch, dass Petra keinen Kandidaten zulassen würde, der sich nicht das Wissen angeeignet hat und so ist der theoretische Teil harmloser, als ich befürchtet hatte.
Beim Reiten werden wir von strategisch günstigen Beobachtungspunkten aus überwacht, es ist eigentlich die gesamte Strecke einzusehen. Die Bergprüfung wird besonders intensiv in Augenschein genommen, aber das klappt ja bei mir auch alles, über den Galoppteil im Viereck reden wir dann lieber nicht mehr, aber da ich mir im Gelände keine wirklichen Patzer erlaubt habe, ergeht Gnade vor Recht.

Bei der Urkundenverleihung habe ich soviel Adrenalin, dass ich kaum in die Kamera schaue. Alles geschafft! Und ich hatte so meine Zweifel. Die Prüfer verabschieden sich und langsam bricht Aufbruchsstimmung aus.
Auf der Heimfahrt beginnt es zu regnen. Wau, was für ein Timing! Wir haben eine ganze Woche wunderschönes Spätsommerwetter gehabt und ideale Trainingsbedingungen. Ich habe meine Abzeichen auf dem Beifahrersitz liegen und immer mal wieder gleitet meine Hand dorthin. Ich kann’s noch gar nicht fassen: Alles geschafft! Das sickert erst so langsam durch.
Seltsam ist das Gefühl der Einsamkeit zuhause nach einer Woche auf engem Raum, geteiltem Bad, geteilten Träumen und geteiltem Erfolg. War auf jeden Fall ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte und was uns Petra und Peter so angenehm in dieser Kombination von intensivem Lernen und gemütlicher, familiärer Gemeinschaft geboten haben – manchmal hätte ich ja große Lust das nochmal zu machen…

Jedenfalls habe ich ganz viel gelernt – wenn auch nicht das Fürchten!
Auf jeden Fall, dass eine Gruppe willkürlich zusammengewürfelter Menschen, die das gleiche Ziel verfolgen und das auch wirklich wollen, ganz, ganz viel erreichen können. Das gibt es leider sonst nicht mehr so oft …

Wanderritt Goldene Herbsttage im Altmühltal – Oktober 2011

Was waren wir für eine tolle und besonders harte Truppe!

Erinnert ihr euch an den herrlichen Herbst 2011? Trockenheit, Waldbrände… und: einmal ein paar heftige Tage Regen. Die haben wir erwischt. Und keiner hat gekniffen. Das hat auch was.

Im stürmischen Graupelschauer auf offenem Feld- die Pferde zeigten uns den Vogel, als wir weiter wollten/sollten. Da würden wir jetzt noch stehen, wenn nicht Peter seinem Paolo was von einer gemütlichen Box geflüstert hätte und der als Youngster ihm das auch noch geglaubt hat und losmarschierte. Der Rest kopfschüttelnd hinterher- von einem Glühwein träumend.

Das nicht unterkriegen lassen, die anregenden Abende, das herrliche Essen, der viele Schnaps (damit wir nicht krank werden…), das tolle Reitgelände und ja, auch manchmal die sonnigen Aussichten, haben uns zusammengeschweißt und es als herrlichen Ritt in Erinnerung behalten.

2011 Erstes Halbjahr

Weideseminar

Ab dem 13. März war es aus mit der Winterruhe und wir begannen schon mal, uns mit dem VFD-Weideseminar mit Frau Dr. Vanselow auf die grüne Saison einzustimmen. Eigentlich hätte das Seminar im Steigerwald stattfinden sollen, wurde dort aber abgesagt. Ich legte mich dann kurzfristig voll ins Zeug, denn so eine Fachfrau kann man doch nicht ungebremst wieder heimfahren lassen. Der Aufwand lohnte sich, denn es kamen über 50 Interessierte und das von weit her. Frau Dr. Vanselow kennen gelernt zu haben ist sehr beruhigend. Es gibt tatsächlich noch echte Idealisten die sich für die Natur einsetzen und ihr Wissen nicht einfach verkaufen und sich damit verbiegen lassen! Frau Dr. Vanselow ließ uns an ihrem reichen Wissensschatz teilhaben. Zu bewundern waren auch die Zuhörer, die bis zuletzt konzentriert zuhörten. Die Einsteller zum Teil betroffen, auf welch gestressten Gräsern ihre Pferde in Pension stehen. Die Pferdehofbetreiber in dem Clinch zwischen, die Leute wollen zwar ihre Pferde unbedingt auf die Koppel stellen, aber damit mach ich meine Artenvielfalt auf der Weide kaputt. Dazu passend dann noch die Ausführungen der Referentin zu bestimmten Krankheiten, die durch diese Stressgräser entstehen. Man sah des öfteren Fragezeichen auf der Stirn der Teilnehmer und im Raum.

Sehr schön war noch das praktische Begehen unserer Weide, mit dem Bestimmen der ersten Grashalme. Sehr angetan war Frau Vanselow von dem Artenreichtum, das wir hier noch haben. Für mich persönlich war der wichtigste und für mich noch heute nachwirkende Gedanke und Appell:
Für uns Pferdehalter spielt es glücklicherweise keine Rolle, wie viel Liter Milch wir durch das Gras erhalten. Lasst uns unsere Grünflächen pflegen, schützen und den Artenreichtum erhalten. Denn wenn wir das nicht leisten, wird es wohl auch schlecht ausschauen, Genetik zur Verfügung zu haben, wenn auch in der Landwirtschaft erkannt wird, welch negative Folgen die Hochleistungsgräser auch im Rinderverdauungstrakt hervor rufen. Bewahren – statt nachsäen, das macht bestimmt mehr Arbeit und verlangt ein durchdachtes Weidemanagement, ist aber ein im Kleinen praktizierter Naturschutz.

Zu später Stunde kamen noch die verschiedenen mitgebrachten Heuproben unter die Lupe. Das Heu war durchwegs von der Qualität her tadellos. Das erinnert mich so ein bisschen an meine Massagekurse. Da kommen auch nur die Besitzer mit ihren Pferden, die eh schon mitdenken. Die Pferde, die es echt nötig hätten, bleiben traurig in der Box. Und trotzdem war es total interessant, in die verschiedenen Tüten zu schnüffeln. Jedes Heu roch anders − spannend die kräuterreiche Zusammenstellung. Erschlagen von Informationen und Eindrücken traten alle zufrieden die Heimfahrt an.

Ein Lob auch an unsere Dorfwirtin mit ihrem Team, die für beste Verpflegung sorgte!

Glücklich Reiten − Angst besiegen

Verena Eckert

War das Thema eines Kurses für ängstliche Reiter, den ich zusammen mit VFD-Übungsleiter Verena Eckert hielt. Ich fand Verenas Ausbildung zu dem Thema interessant und dachte, den Ansatz dazu schauen wir uns mal an. Ich vertraute auf Verenas Engagement und Bemühen ihr Wissen weiter zu geben. Schließlich sind die Kursleiter, die ihr eigenes Thema zum Kursthema gemacht haben, oft die motiviertesten. Und mein Bauchgefühl hat mich wieder richtig geführt. Verena hat das ganz toll gemacht, nicht nur Wissen vermittelt, sondern eben auch den Leuten die Zeit gegeben um nachzudenken, sich selbst und den Teufelskreis bewusst werden zu lassen. Erstaunlich war, wie schnell sich jeder in der Gruppe öffnete und über seine Ängste berichten konnte. Und Verenas Anliegen: alles was hier besprochen wird, bleibt in diesem Raum, war bestimmt beruhigend und aus dem Grunde möchte ich auch auf Teilnehmerfotos verzichten, obwohl ich echt nur glückliche Reiter hatte!

Für mich gab es nach der Vorstellungsrunde auch einiges zu denken. Oh je, was mach ich mit denen denn auf dem Reitplatz? Wie bring ich die verschiedenen Themen unter einen Hut? Ich machte mir weniger ist mehr zum Motto und so fummelten wir uns heran. Ich war soooo stolz auf meine Pferde! Wie die toll mit der Anspannung umgegangen sind − was für ein Geschenk. Noch heute schreiben mir Teilnehmer davon, welch große Fortschritte sie nun in ihrer Reiterei haben und was für ein Glück dieser Kurs war. Gibt es ein schöneres Feedback? Und hier der offizielle Kursbericht:

Glücklich reiten − das ist es doch, was alle wollen. Unabhängig von der Reitweise und auch unabhängig von Pferderasse, Ausrüstung und dem eigenen Ehrgeiz. Gerade für ängstliche Reiter ist es häufig schwierig, das Reiten genießen zu können. Doch das lässt sich ändern. Zum Beispiel mit dem Glücklich Reiten– Kurs von Verena Eckert und Petra Stegmüller in Kühnhardt in Mittelfranken. Vor ziemlich genau einem Jahr wurde ich von Miki, eine von Frühlingsgefühlen geplagte Haflingerdame, abgebuckelt. Als ich in der Januarausgabe der Zeitschrift Freizeit-Reiter die Kursbeschreibung: Der Kloß im Hals, das flaue Gefühl im Magen, die böse Ahnung vor dem was da gleich kommt − so geht’s las, fühlte ich mich sofort angesprochen, so eine der sieben Teilnehmerinnen. In dem Kurs zeigte sich dann schnell, dass die Ängste der Teilnehmer aus ganz unterschiedlichen Situationen herrührten. Bereits die Vorstellungsrunde barg für mich viele Überraschungen, denn für mich war klar, dass sich hier nur Reiter(innen) finden würden, die wie ich, alle vom Pferd gefallen sind, so die Teilnehmerin. Auch die Ängste nach der Geburt eines Kindes oder das Unwohlsein, wenn andere dem Reitunterricht zuschauen, waren Themen. Zunächst ging es jedoch einmal um die Vermittlung von wichtigem Hintergrundwissen. Kursleiterin Verena Eckert, VFD-Übungsleiterin, Sport-Mental-Coach (SportNLPAcademy) und Heilpraktikerin fÜr Psychotherapie informierte über die Entstehung und die Wechselwirkungen von Angst bei Mensch und Pferd und stellte klar, wie es durch kleinste Missverständnisse zu Situationen kommen kann, die dann für Reiter und Pferd unangenehm werden. Denn das Bewusstmachen von Zusammenhängen und Hintergründen zu dem gemeinsamen Thema ist ein wichtiger Teil auf dem Weg zum glücklichen Reiten − nur was verstanden ist, kann bewusst geändert werden!

Dazu gehört es auch, das Gelernte praktisch umzusetzen. Dies war der Part von Hausherrin und Veranstalterin Petra Stegmüller (Fachübungsleiterin Westernreiten, Trainerin B für Jungpferdeausbildung und Breitensport, sowie Pferde-Physiotherapeutin). Unter ihrer Anleitung lernten die Teilnehmer, auf dem Pferd zu entspannen und die Bewegung der Pferde bewusster wahrzunehmen. Ich empfand das Seminar als sehr ausgewogen. Gruppenarbeit, Erfahrungsaustausch, Spaß und das enorme Fachwissen von Verena und Petra ließen die Zeit wie im Flug vergehen, berichtet die Teilnehmerin. Und so konnte am zweiten Tag das Thema vertieft werden. Was tue ich da eigentlich auf dem Pferd? Und wie kommt das beim Pferd an? Und überhaupt: Was ist mir wichtig? Mit welchen Mitteln kann ich das erreichen? Hier gab es viel zu lachen, aber auch einige ernstere Themen und Fragen, die jeder sich in einer stillen Stunde beantworten wird. Zum Abschluss wurden dann die Hausaufgaben besprochen, die so manche Teilnehmerin am ersten Kurstag bis in die Nacht grübeln ließen − doch es hat sich gelohnt. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse ließen die Teilnehmer mit einem Lächeln aufs Pferd steigen. Einen Satz von Petra aus diesem Reitunterricht werde ich mir wohl ein ganzes Leben zu Herzen nehmen: Nicht nur der Reiter sollte lachen − auch das Pferd!

Aufgrund des großen Interesses wird der Kurs Glücklich Reiten in Kühnhardt (Mittelfranken) am 24./25. September wiederholt.

Mobilisation der Wirbelsäule und Gelenke

Das war das Thema einer ausgiebigen Fortbildung beim IPP von Tanja Richter. Ein Drittel der Teilnehmer waren von unserer Physio-Schule. Wir konnten nur staunen über das ordentliche Script, den gestrafften Unterrichtsstil, die unterschiedlichen Pferde zum Testen und die schön private Atmosphäre dort. Wir waren erschlagen von Input und Motivation. Toll war der Erfahrungsaustausch unter den Kolleginnen, wo sie wie gelernt haben und wie das Geschäft läuft. Eine Teilnehmerin kam extra aus Dänemark angereist und wird es auch nicht bereut haben. Unabhängig davon, bringt uns das nun Gelernte noch mal ein großes Stück weiter und tiefer bei den Behandlungen. Ich bin soooo froh, dass ich dort war!

Kurs Stangenmikado

Warum soll ein Freizeitreiter und sein Pferd keine Lust zum Springen/Hüpfen haben, wo es doch so wertvoll für die Muskulatur und Bewegung ist? Ich habe doch auch Spaß dran, obwohl ich keine Häuser springe. So nachgedacht, hat mein Konzept eigentlich gut gefruchtet. Erst mal ein Gefühl entwickeln lassen, für Takt und Rhythmus reiten. Dann wie zufällig die ersten Stangen und wer hätte es gedacht, auch ein Cavaletti ist zu schaffen. Plötzlich hatten alle Angsthasen Spaß und waren fast nicht mehr zu bremsen.

Hier aus dem Gästebuch:

MEISTERDIPLOM

  • für Petras einzigartiges Gespür im Vermitteln des richtigen Pferdes, das feinfühlige Erarbeiten des richtigen Taktes vor-nach-und um die Hindernisse herum und das vertrauensfördernde Heran- und Herüberführen über die ersten Sprünge
  • und herzliches Dankeschön für die extremen Höhenflüge an die Diplom-Psychologin und ihre pferdigen Lehrmeister
  • an die Pferdeleute von Herzen, Danke, dass ich dabei sein durfte, wir konnten soooo profitieren und tragen es mit uns nach Hause

Kurs zum Wanderreitabzeichen Stufe 2

Ich schreib lieber jetzt (1.7.) darüber, bevor es in der Presse steht − wer weiß, wie sich die Sichtweise sonst verändert?! Würden Sie sich dem Kurstest stellen? fragte Silke Dehe von der FS-Pegasus Zeitung. Da war ich erst mal sprachlos. Warum ich? Da kommen doch nur die großen Meister vor? Ich kleines Licht im Breitensport − was hat die vor? Wen will sie zerflettern? Ich befragte erst mal meinen väterlichen Freund Kurt Vicedom, den ich auch als Richter eingeladen hatte, ob wir uns das zutrauen können. Der war durch so Verrisse wie bei Cavallo auch eher skeptisch. Da ich auch gerne kritisiere, fasste ich mir ein Herz und sagte zu. Nach ihrer Motivation gefragt, sagte die Volontärin, sie wolle einfach den Reitern schildern, wozu eine Ausbildung im Wanderreiten gut ist und dass die FN auch so was anbietet. Nun gut, das ist ja in meinem Sinne. Zuerst überlegte ich, was ich alles verbessern müsste und was man anders machen kann. Als ich mich wieder beruhigte, stellte ich fest, dass ich eigentlich alle Kurse so vollblutmäßig wie möglich halte und es nicht besser weiß (vielleicht ja nach dem Bericht).

Als Silke schließlich kam und sich vollkommen unauffällig in der Gruppe verhielt, vergaß ich die Ausnahmesituation auch wieder und nahm sie einfach an. Silke war jeden Tag von Anbeginn da und voll dabei. Drum werde ich ihr auch nicht vorwerfen können, dass es sich bei einer Kritik um eine unglückliche Momentaufnahme handelte. Sie hat jedenfalls echt gründlich recherchiert und wir sind alle voll gespannt auf die nächste Ausgabe der FS − und auf ihre Fotos! Ihr war kein Hügel zu lang oder der Weg zuviel Natur, unser Paparazzo lauerte überall.

Und hier die Stimmen aus dem Gästebuch:

Vier Tage Kurs sind wie im Flug vergangen,
mit vielem üben, Hoffen und auch Bangen.
Am Schwersten haben wir am Montag mit uns gerungen,
denn wir haben dem Peter ein Geburtstagsständchen gesungen.
Doch egal, wie schlecht und oft wir noch gesungen haben,
der Peter ließ sich nicht verjagen.
Auf dem Zweitagesritt hat er uns mit gestrengem Auge begleitet,
und uns gezeigt, wie man im Gelände eigentlich reitet.
Die Petra hat uns ihr Wissen eingehaucht,
BOAH- unsere Köpfe haben vielleicht geraucht!
Auch mit dem Trossfahrzeug war sie immer zur Stelle
Kurz: Die Frau für alle Fälle!
Nicht nur die Zweibeiner waren wichtig,
erst recht die Vierbeiner, sie machten alles zuverlässig und richtig!
Das Wanderreitabzeichen Stufe 2 haben wir alle geschafft,
und trotz viel Lernen noch viel mehr gelacht,
Im Wanderreiten fühlen wir uns jetzt richtig fit
Und freuen uns auf den nächsten Ritt!
Jetzt können wir nur noch allen DANKE sagen!
Wir gratulieren:
Corinna Frank mit Lerry,
Patricia Quering mit Mymoon,
Charly Knabe mit Joker,
Doris Orthofer mit Jamilah
und Stefan Hupperth mit Doc Peter Power.

DANKE sage auch ich allen begeisterten Teilnehmern, für die diese Kurssituation ja auch eine Besondere war. Ihr wart toll vorbereitet und habt euch tapfer geschlagen!DANKE sage ich auch meinen Männern, die mich im Hintergrund durch ihr Dasein einfach beruhigen und ihren Part vor Ort vortrefflich machen:DANKE dem Meisterlehrer in Sachen Orientierung, Karte, Kompass, GPS: Carl Hans Recker

DANKE meinem mir Anvertrauten Peter für die wichtigen Kleinigkeiten zwischendrin und die Unterstützung bei der Rittplanung und Durchführung.

DANKE sage ich auch meinen Pferden, die trotz den zittrigen Händen und Knien ihrer Reiter, zu erahnen versuchten, wie die Rittigkeitsaufgabe ausschauen soll….

Und hier ein Pressebericht von Corinna:

Der Weg ist das Ziel!

Im mittelfränkischen Kühnhardt, Gemeinde Feuchtwangen, fand auf dem Wanderreitstützpunkt Stegmüller vom 11.06.-14.06.2011 das Wanderreitabzeichen Stufe 2 statt. Zu diesem Kurs reisten 3 Teilnehmer aus dem Landkreis Ebersberg, eine Teilnehmerin aus dem Süden Münchens und ein Teilnehmer aus Baden-Württemberg an. Bereits 4 von 5 Teilnehmern waren schon öfters bei Familie Stegmüller. Dieser Abzeichenkurs wurde 3 Tage lang von der Reporterin, Frau Silke Dehe begleitet, die für die Zeitschrift Pegasus-Freizeit im Sattel einen Kursbericht schreibt, der voraussichtlich im August veröffentlicht wird. Die tolle, außergewöhnlich familiäre Atmosphäre, das viele Wissen von Petra und Peter Stegmüller, das mit unzähligen Erfahrungen geprägt ist, sowie die sicheren und braven Schulpferde machten das Wanderreitabzeichen zu einem unvergessenen Erlebnis! Durch die fachliche und kompetente Unterrichtsgestaltung wurde uns viel Wissen über das Wanderreiten beigebracht. Praktische Erfahrungen vermittelten uns Petra und Peter Stegmüller, sowie Carl Hans Recker bei der Orientierung im Gelände, das Lesen einer Karte, der Einsatz des Outdoor-GPS, das Zurücklegen einer Wegstrecke innerhalb einer vorgegeben Zeit. Dieses Handwerk sollte jeder Wanderreiter beherrschen. Selbst beim Reiten im Gelände bekamen wir noch viele nützliche und lehrreiche Hinweise und Tipps von Familie Stegmüller.

Am Ende des Kurses standen die Prüfungen mit der Rittigkeitsaufgabe, die Verfassungsprüfung der Pferde, die Theorieprüfung sowie unser 2-tägiger Wanderritt an. Der Wanderritt führte uns ins 22 Kilometer entfernte Gut Weihersmühle. Die Pferde führten uns Prüflinge sicher über Hügel, entlang von Felder, von Dorf zu Dorf bis ans Ziel. Wir Reiter hatten in diesen Tagen sehr viel Freude, Spaß und konnten viel miteinander lachen. Wir haben einen super Teamgeist entwickelt! Jeder schaute mit auf die Karte und nach dem richtigen Weg. Am ersten Tag machten wir nach ca. 11 Kilometer eine Mittagsrast im Ort Dorfgütingen und bauten Paddocks auf. Nach einer Stärkung ging es weiter. Am Zielort angekommen, versorgten wir die Pferde, die auf Gut Weihersmühle übernachteten. Wir Reiter sind abgeholt und zurück zum Wanderreitstützpunkt gebracht worden. Am nächsten Tag fuhren wir wieder zu den Pferden, machten sie für den Ritt fertig. Nach bestandener Verfassungsprüfung durften wir alle weiterreiten. Nach ca. 16 Kilometer machten wir eine Mittagsrast in der Ortschaft Ungetsheim. Bei einer leckeren Brotzeit und einem gemütlichen Ratsch sammelten wir nochmals Kraft für die letzten Kilometer bis nach Kühnhardt. Die beiden Richter Frau Annette Vollet und Herrn Kurt Vicedom waren beide Tage zugegen. Am Ende verkündeten sie die frohe Nachricht, dass alle Prüflinge bestanden haben. Und dann hieß es auch schon, Abschied nehmen. Zurück bleiben die schönen Erinnerungen an den Kurs, das viele Wissen, was wir mit auf dem Weg bekommen haben, die Erinnerung an die tolle Gastfreundschaft, an die zuverlässige Pferde und unsere gemeinsamen gemütlichen Abende.

Häufig gestellte Fragen zur Arbeit des Physiotherapeuten

Häufig gestellte Fragen zur Arbeit des Physiotherapeuten

Was ihr euren Pferde-Physiotherapeuten schon immer mal fragen wolltet, ist nun Thema von folgendem Interview geworden.

Redaktion: Petra Stegmüller, ich durfte dich beim letzten Reitkurs als engagierte Ausbilderin erleben. Dabei gefiel mir besonders dein Augenmerk auf pferdegemäßes Reiten. Wie wir wissen, hast Du kürzlich deine Prüfung als Pferde-Physiotherapeutin bestanden. Was hat denn nun Physiotherapie mit Reitunterricht zu tun?

Petra: Tja, da künnte man jetzt zum Aufzählen beginnen. Viele Faktoren, u.a. Haltung, Fütterung, Ausrüstung, Beschlag und Training wirken sich auf die Muskulatur des Pferdes aus. Ich müchte mal Reitmeister Stecken zitieren, richtig reiten würde reichen. Wie das Pferd geritten wird, erkennt man mit geübtem Auge bereits an seinem Exterieur. Ist der Reiter endlich bereit, über die Nutzung seines Pferdes nachzudenken, schafft er es meistens nicht, ohne Anleitung den Teufelskreis zu unterbrechen. Nichts blockiert unser Handeln mehr, als falsche und bereits unbewusst ausgeführte alte Muster. Ich schule mich seit 20 Jahren in der Ausbildung von anspruchsvollen Freizeitreitern und ihren Pferden. Besonders liebe ich den Satz: das habe ich schon immer so gemacht oder das ist normal, das macht er (Pferd) schon immer so. Wenn ich für das Warum eine Antwort bekommen müchte, ernte ich nur betretenes Schweigen. Erklärt man nun den Leuten, woher das Problem beim Reiten kommt, und wie es sich richtig anfühlen sollte, lernen sie gleich viel engagierter.

Redaktion: Hat sich dein Reitunterricht durch die Physio-Ausbildung verändert?

Petra: Das kann man wohl sagen. Oft stand ich in der Bahn und habe mir beim Beobachten des Paares gedacht: Kann er (Pferd) nicht – oder will er nicht? Jetzt sehe ich meist sofort, wo es zwickt. Genial ist es, das Pferd nun nicht mehr durch Reitübungen kneten zu müssen, mit denen der Reiter sowieso überfordert ist und zuviel Hand benutzt. Entspannter für alle Beteiligten sind zwei, drei physiotherapeutische Behandlungen zum Lüsen des Hartspanns und dann reiten unter anderem Blickwinkel.

Redaktion: Welche Reaktionen des Pferdes beim Reiten sollte ich u.U. als muskuläres Problem und nicht Ungehorsam deuten?

Petra: Oh, da gibt es viele. Und die Ausreden der Reiter dazu, solltest Du mal hüren. Es ist unglaublich, was wir uns als Reiter alles schün reden, nur weil wir nicht an unserer Eitelkeit arbeiten wollen. Bei folgenden Problemen sollte man aufhorchen: Pferd stellt sich auf einer Seite schlechter; Pferd findet nicht zum Vorwärts-abwärts; verkürzte Schritte; Taktverlust; bleibt beim Aufsteigen nicht stehen; weicht zur Seite wenn der Sattel kommt; flucht beim Angurten; springt im Galopp oft um, oder springt falsch an; knickt in der Hinterhand ein; zackelt im Schritt; schlurft mit den Hinterbeinen; stolpert häufig; wirkt unkoordiniert und natürlich als Klassiker der schmerzende Rücken.

Redaktion: Oh je, da kann ich mich an der eigenen Nase packen! Ist demnach immer der Reiter Schuld, wenn man einen Physiotherapeuten braucht?

Petra: Nein, wir sind ja auch Begleiter nach medizinischen Eingriffen oder Unfällen. Wird ein Pferd z.B. nach einem tierärztlich diagnostizierten und behandelten Sehnenschaden noch von einem Physio weiterbehandelt, bekommt das Narbengewebe eine bessere Qualität, das Gewebe drumrum lagert weniger Flüssigkeiten an und das Pferd ist schneller wieder einsetzbar. Oder die vielen angelaufenen Beine, die unter karierten Bandagen versteckt werden und sich beim Abnehmen der Verwicklungen wieder prompt füllen. Hier kann man mit Lymphdrainage tolle Ergebnisse erzielen. Physiotherapie ist nicht mit Wellness zu verwechseln!

Redaktion: Da hast Du wohl Recht. In der Humanphysiotherapie wird ja auch nicht nur massiert. Ich habe kürzlich ein Foto in der Presse bestaunt, wo eine total übergewichtige eine Reining gewonnen hat. Das kann dem Rücken des Pferdes doch auch nicht gut tun, oder?

Petra: Darüber kann man sich wohl streiten. Wenn 90 kg geschmeidig sitzen und wissen, was sie auf dem Pferd tun, glaube ich, gibt es auf manch Wanderritt schlimmere Bilder. Außerdem hat das Sportpferd manchmal ja auch das Glück systematisch trainiert zu werden und über eine ausgewogene Muskulatur und Fütterung zu verfügen. Außerdem reiten die ja nicht stundenlang. Schaun wir mal in unserer Szene rum. Ich glaube, eine Pferdeliebhaberin mit 60 kg, grundsätzlich ängstlich und daher auch mit steifem Becken, blockiert ihr heißgeliebtes Pony auf Mehrtagesritten mehr. Dazu mit Schlapperzügeln auf durchhängendem Rücken sitzend, mit Gepäcktaschen, die auf den Lendenwirbeln liegen. Pferde sind nun mal sehr gutmütig und leidensfähig, den schwarzen Peter künnen wir rundum verteilen – und alle lieben ihre Pferde!
interner Link - öffnet Popup Sie auch: Details und Symptome der Trageerschüpfung beim Pferd

Redaktion: Welche Therapiemöglichkeiten hast Du, bzw. wie gehst Du vor?

Petra: Ich brauche kein Pendel, wedle nicht mit der Rute oder rufe zu den Schutzengeln (grinst dabei). Ich habe gute Energie in den Händen, spüre mich durch das Gewebe, überprüfe dabei auch die Stresspunkte und beobachte das Pferd. Die geschulten, funktionellen Zusammenhänge im Bewegungsablauf der Pferde durch das Miteinander von Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke und Nervenbahnen in Kombination mit dem Ertasten geben erste Ergebnisse. Das Schwierige dabei ist, dass alles mit allem zusammenhängt und eben z.B. eine Schulterlahmheit nicht nur durch Probleme in der Schulter kommen, sondern z.B. eine Hufknorpelverknöcherung ursächlich ist. Denn das Schlimme ist, dass die Pferde meist hart im nehmen sind und lange Zeit kompensieren, bis sie den Schmerz endlich zeigen. Darum ist es so wichtig, die oben aufgeführten Probleme ernst zu nehmen. Da zeigt uns das Pferd schon, dass was geändert werden muss! In der Physiotherapie verwendete manuelle Methoden sind Massagen, Dehnungen, Mobilisationen, Akupressur und Lymphdrainage. Dazu kommt je nach Fall noch die physikalische Therapie mit Wärme- oder Kältebehandlungen, Druck, Strom, Licht (Laser), Ultraschall und Magnetfeld. In der erfolgten Rehabilisationsphase wird unterrichtet, wie man z.B. richtig longiert (auch Doppellonge), an der Hand gymnastiziert, Körpergefühl wieder herstellt, besser reitet, das Training z.B. auch durch Cavalettiarbeit oder Freispringen optimiert.

Redaktion: Jetzt hast Du mich aber schwer beeindruckt, kein Wunder, dass Du so mit Lernen beschäftigt warst. Obwohl – ich hab da so ein Buch – da ist das ganz toll beschrieben, darf ich das selbst direkt machen oder gibt es da so was ähnliches wie das “Hufbeschlagsgesetz “?

Petra: Kann man aus einem Buch reiten lernen? Wenn ich mir die Bibliothek meiner Reitschüler anschaue, müssten die alle schon bis Kentucky gekommen sein. Es hakt aber schon bei der Galoppvolte. Das mit den Büchern ist so eine Sache. Ich finde sie gut zum nachlesen, zum aufmerksam machen, zum Hintergründe sammeln. Aber therapieren sollte man damit nicht, weil der Laie ja die Zusammenhänge nicht weiß und die nötigen vorbereitenden Maßnahmen. Ein seriöser Behandler wird dir sicher unterstützende Übungen für das angesagte Problem zeigen.

Redaktion: Darf ich während der Therapie mein Pferd reiten / arbeiten / bewegen?

Petra: Das kommt auf das Problem an. Es gibt grad nach Operationen empfohlene Schonzeiten, mit dann langsam aufbauenden Übungen gemäß dem individuell erstellten Trainingsplan. Wenn das Pferd atrophierte Muskeln hat, wie z.B. die Kuhlen links und rechts vom Widerrist, macht es keinen Sinn zu reiten. Erst muss die Ursache abgestellt, das ist im einfachsten Fall der unpassende Sattel und dann der Muskel aufgebaut werden. Kommen die Kuhlen vom falsch verstandenen Reiten, z.B. weil der Reiter immer überzeugt war, dass das Pferd doch so einen schönen Kragen macht, dabei aber nicht bemerkt, dass es die Hinterbeine noch beim Nachmittagsschlaf in der Box hat, dann dauert es länger. Denn der Reiter muss seine alten Muster ablegen und das Pferd muss anders gehen und arbeiten lernen. Da ist es manchmal besser eine zeitlang vom Boden aus zu arbeiten. Und da sind wir bei einem der Punkte, wo die Zusammenarbeit mit Durchhalten, Geduld und langen Atem haben verbunden ist. Und dann noch das Geläster der anderen Gscheitmeier im Stall: was, Du reitest immer noch nicht? Dein Pferd ist schließlich schon 15 Jahre alt, da ist so was doch normal – neeein, ist es nicht!

Redaktion: Woran erkenne ich, dass die Behandlung meinem Pferd gut tut und woran, dass sie meinem Pferd NICHT gut tut? (Gibt es z.B. eine Erstverschlimmerung oder etwas ähnliches?)

Petra: Ziel unserer Therapie muss vorrangig Entspannung, verbesserte Beweglichkeit und ein gefördertes allgemeines Wohlbefinden sein, durch den Heilimpuls den wir setzen. Du kennst sicher den intelligenten Gesichtsausdruck mit hängender Unterlippe, gekippten Ohren, halbgeschlossenen Augen. Dazu ein gesenkter Kopf mit lecken, kauen und/oder gähnen. Dann sagen sie einem nur Danke! Dem Pferd gefällt es nicht gut, wenn die Behandlung weh tut. Wie will sich ein Pferd unter Schmerzen entspannen, das macht schon durch die Nerven wieder dicht. Wenn man eine schmerzende Stelle gefunden hat, muss man sich langsam vorarbeiten, manchmal auch über Umwege. Es kann nach der Behandlung zu einer Art von Muskelkater kommen, sie können aber auch durch einen herzhaften Buckler beim nächsten Ausritt zeigen, wie toll es ist, dass nichts mehr zwickt. Du kannst dir aussuchen, was angenehmer ist.

Redaktion: Man liest ja oft von dem Katzenbuckel, den die Pferde machen sollen um den Rücken zu wölben. Ich komme vor lauter Stallarbeit wenig zum reiten. Aber mit den Fingern eben mal über den Rücken fahren geht ja nebenher – und schon hab ich ein Pferd mit gewölbtem Rücken?!

Petra: Das kommt von der Leserei – ist aber echt genial für meinen Geldbeutel, so richtet man gutgemeint Schaden an.

Redaktion: Sind die Titel Pferde-Physiotherapeut und Osteopath für Pferde geschätzt oder kann sich jeder so nennen?

Petra: Der Pferde-Physiotherapeut ist noch nicht geschützt. Es gibt aber echte Hoffnungen, dass sich in etwa zwei Jahren, nur der so nennen darf, der vom Berufsverband (hier DGT) geprüft ist. Das hat unsere Schule erfüllt. Beim Osteopath ist es streng genommen so, dass sich nur der so nennen darf, der Human-Physiotherapie und Osteopathie gelernt hat und dann Pferde-Physiotherapie und Osteopathie drauflegt. Ein zeitlich sehr aufwendiges und teures Unterfangen. Wenn man da mal die ganzen selbsternannten Osteopathen sieben würde, bliebe eine qualitätvollere Minderzahl übrig…(entschuldige bitte).

Redaktion: Welche Ausbildungen gibt es – woran erkenne ich einen guten Therapeuten?

Petra: Das ist eine gute Frage und in der Vielfalt des Angebotes für den Laien wirklich schwer zu erkennen. Dazu gibt es jetzt sogar schon Seminare – traurig genug. Andererseits beobachte ich auch, wie viele Leute ohne Ausbildung rumgereicht werden, weil sie z.B. aus Intuition handeln, und da wird gut bezahlt und nicht nachgefragt. Am Besten ist, Du beobachtest die Leute mal so von der Seite, frägst nach, schaust dir die website an, beobachtest den Heilungsverlauf oder vertraust eben auf Empfehlungen. Es kann heut auch jeder eine Akademie gründen, Seminare anbieten und selbst prüfen.
Andererseits gibt es auch ganz klar erfolgreiche Behandlungen von Leuten, die es echt im Gespür haben, ohne dass sie ein Zertifikat haben.

Redaktion: Was hältst du vom Ostfriesen XXL, kennst Du den – ich kann da immer gar nicht zusehen!!! – ist das eher Show oder sinnvolle Therapie?

Petra: Natürlich kennt man den. Ich würde ihn mir nicht holen, es steckt auch eine ganz ausgeklügelte Maschinerie dahinter. Er hat gleich den Sattelverkäufer, Hufschmied und sonst was dabei. Selbst wenn der Hammer den Wirbel nicht zertrümmert, sondern wieder in seine richtige Stellung bringt, weiß der Pferdebesitzer nicht, durch welchen falsch belasteten oder unterentwickelten Muskel das passiert ist (Unfälle ausgenommen). Es wird wohl wieder passieren. Ich bin mehr für die sanfteren Methoden, denn so ein Pferd ist ja auch nur ein Mensch.

Redaktion: Was würdest Du den Pferdebesitzern gerne mit auf den Weg geben?

Petra: Aus der Sicht des Pferdes gäbe es da vieles. Bestimmt wäre das Geld für die zehnte neue Sattel- oder Stalldecke, passend zu den Socken besser angelegt, bei einem Ausrüstungs- und Gesundheitscheck durch einen Physiotherapeuten. Aber die Antwort könnte unangenehm sein, obwohl leichter in einen neuen Sattel investiert wird, als in Reitunterricht oder die Human – Physiotherapie. Und Leute lasst euren Stress vor dem Stall liegen und nehmt ihn nicht mit aufs Pferd, das hat der Kumpel nicht verdient. Wenn ihr Angst habt, dann arbeitet mit einem Fachmann dran und schaukelt euch nicht mit dem Pferd zusammen hoch. Und wenn ihr keine Zeit habt, dann kauft euch ein Kuscheltier und stellt nicht so ein Pferd ab, das sich nur krank frisst. Ich habe schon soviel lebende Pferde mit totem Gesichtsausdruck gesehen, die ihre Reiter nur ertragen und nicht tragen. Ich weiß, ich kann nicht alle retten, aber vielleicht den ein oder anderen auf den Weg bringen und für die und die leuchtenden Pferdeaugen ist es mir die Mühe wert.