Was ist aus den “flotten Dreiern” geworden?
Unser mittelfränkisches Pilotprojekt zum Reitbegleithund geht jetzt ins letzte Drittel. Sechs hoch motivierte Dreierteams hatten bereits viel zu üben. Am ersten Kurswochenende wurde der Grundgehorsam überprüft. Schließlich musste sich die erfahrene Hundetrainerin Andrea Braun aus Ansbach erst einmal ein Bild von uns machen. Anfangs war das gar nicht so einfach, weil die Hunde sich ja noch nicht kannten und mehr mit „telefonieren“ beschäftigt waren, als mit unseren Übungsideen. Andrea fand für jedes Paar eine geeignete Aufgabe und kaum hatte man einen Arbeitsplan, konnte man sich auch darauf konzentrieren.
Vorausschicken oder sicheres Stoppen und z. B. Techniken, wie der angeleinte Hund vom Sattel aus die Seiten am Pferd wechselt, zeigten die Praxisnähe. Während die Hunde pausierten, machten wir uns an interessante Theorieblöcke. Die besonderen Anforderungen an den Reiter (Führungsqualitäten), die Pferde (Ausbildungsstand) und natürlich die Hunde (körperliche und wesenstypische Eignung) wurden erarbeitet. Schnell wurde klar, dass es ohne Kompromisse in der Dreierbeziehung nicht klappen wird. Der ideale Reitbegleithund ist so schwierig zu finden, wie das ideale Allroundpferd. Der Jagdhund kann zwar rein körperlich gut mitlaufen, dafür hat er u.U. so seine Probleme bei der Bindung.
Teilnehmende Tierärztin, Frau Dr. Ulrike von Wardenburg, referierte praxisnah über Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Reitbegleithund. Auch hier ist, wie beim Ausritt, die Abgelegenheit in der Natur oft das Problem und dann hat man auch noch das Pferd zu managen. Im Notfall ist man hier auf schnelles, emotionsfreies Handeln und hilfsbereite Mitmenschen angewiesen.
Das erste Kurswochenende profitierte von der Erfahrung der Ausbilder, der kleinen Gruppe und den Möglichkeiten des Reiterhofes Fraunholz in Dinkelsbühl. Wochen später zeigte sich die Anwendung des Gelernten im Parcours. Heike Geißendörfer konnte mit ihrer erfahrenen und fröhlichen Art den roten Faden aus dem letzten Kursteil weiterspinnen. Diesmal waren die Hunde untereinander schon wesentlich gelassener. Die Teilnehmer brachten auch durchwegs ruhige und gut gerittene Hundebegleitpferde mit.
Freundlicherweise konnten wir die große Reithalle des Hofes nutzen und bauten dort verschiedene Hindernisse auf: eine wippende Brücke, ein Tor, einen Stangenfächer und ein Stangen-L. Auch Elemente aus dem Agility wie Tunnel, Cavaletti und Reifen als Aufgaben für die Hunde waren vorhanden.
Durch das schrittweise Arbeiten nach dem Motto: “… weniger ist mehr!” entwickelten sich erstaunliche Ergebnisse. Die Hunde wurden nicht überfordert, hatten Zeit zum nachdenken und mitdenken. Schön war, vom Pferd aus “ins Hunde loben” zu kommen und nicht wie im Gelände, oftmals nachhaken zu müssen.
Es war wirklich ein spaßiges und aufschlussreiches Wochenende. Die Teilnehmerinnen hatten sich auch alle gut im Griff, selbst wenn es mal “haarig” wurde. Irgendwer hatte schon eine Hand frei und konnte mithelfen.
Im Juni hoffen wir den roten Faden beim üben im Gelände bei zu behalten.
Als Organisatorin der Kursreihe bin ich sehr glücklich über meine mutigen “Pioniere”. Wir haben unheimlich viel von unseren Ausbildern, aber auch durch die bereits gemachten Erfahrungen der Teilnehmer selbst lernen dürfen.
Umso trauriger machten mich Erzählungen von Wanderreitern, die kurz darauf zu uns kamen und von ihren Erlebnissen mit nicht folgenden Reitbegleithunden berichteten. Es ist die Ignoranz und Bequemlichkeit der Hundebesitzer, die für Mitreiter das Erlebnis Gruppenwanderritt zum Albtraum werden lassen. Das Miteinander macht nur mit ausgebildeten Pferden und Hunden Spaß. Redet die Leute drauf an und schließt sie aus, bevor es zum Unfall oder Streit führt.
Es grüßt euch herzlich,
Petra Stegmüller