Rückblick 2009
Jetzt ist es doch noch Winter geworden, die weiße Pracht liegt unberührt auf den Feldern, bei zweistelligen Minusgraden schnauben die Pferde durch gefrorene Nüstern, sie stellen die Haare und eine Extra Portion Hafer hilft ihnen, ihre Körpertemperatur zu halten. So wie sich die Temperaturen dem Winter neigen, so wollen auch wir die Zeit zur Einkehr finden und den Fuß vom “Gaspedal” nehmen. Das war ein ganz schön turbulentes Jahr 2009.
Es war auch ein Jahr des persönlichen Wandels und der
Entwicklungen – und ganz schön knapp bemessen an Freiräumen, die diese Entwicklung auch zulassen können. Immer wieder laufe ich am Bilderrahmen mit Hesses “Stufen” vorbei: “Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch
und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern….”
Wie die meisten von Euch wissen, bin ich seit einem Jahr in dem Equinus-Studium zur Pferde-Physiotherapeutin. Es ist eine ziemlich spannende, lehr-, aber auch lernreiche Zeit und findet im Juni 2010 hoffentlich seinen guten Abschluß. Vieles hat sich dabei in mir in Bewegung gesetzt. Ungeahnte Kräfte wurden frei und wenn man mitten drin steckt, hat man das Gefühl von Allem getragen zu werden. Ich übte mich zwischen Mut und Begeisterung, Erfahrung und Identität, aber auch Glück und Ausdauer. Gelassenheit − Gelassenheit habe ich noch zu üben, um Niederlagen und Hochmomente zuzulassen.
Von einer “Krise” war bei uns heuer nichts zu spüren. Ich konnte meine Begeisterung für Massage-, Bodenarbeits- und Wanderreitkurse an viele Pferdeleute weitergeben und ganz nebenbei von den unterschiedlichen Pferd-Reiter-Kombinationen lernen. Nicht unerwöhnt bleiben darf unser Body-Workout Kurs, der Zwei- und Vierbeiner in wohliges Schwitzen brachte. Liebe Melanie, ich freue mich auf unsere weitere Zusammenarbeit!
Vielen Dank allen, die durch ihr Kommen, meinen Weg festigen!
Ungeahnt erfolgreich entwickelte sich unsere Idee des Stationenhoppings. Ein “Rundum-Sorglos-Paket” verpflichtet natürlich auch, und so wurde unser Team in vielen Situationen gefordert. Vom spontan ermöglichten Zahnarztbesuch, dem einfangen von Pferden oder dem Ausarbeiten einer Hoppingstrecke für Kutschfahrer, Allen konnten wir dabei weiterhelfen. Auch den sinnvollen Einsatz des GPS-Gerätes können wir nicht mehr von der Hand weisen. Wir bieten dazu jetzt auch Kurse an, denn viele besitzen so ein “Orakel” und wissen noch gar nicht, was man damit alles machen kann.
Vielleicht ist das GPS auch ein Grund für die nachlassende Nachfrage zum geführten Wanderreiten. Oder es liegt doch am Geldbeutel, dem Reiz des selber Erlebens oder wie wir schon witzelten, wir haben schon zu viele zu gut ausgebildet?
Wie dem auch sei, wir stellen uns darauf ein und werden an weiteren GPS-Streckentouren arbeiten. Sprecht uns einfach darauf an.
Um den Lehrgang zum FN-Wanderreitführer anbieten zu können, mußte ich meinen Betrieb durch gestrenge FN-Augen überprüfen lassen. Gott war ich aufgeregt, denn der hohe Anspruch des Prüferteams eilte dieser Inspektion voraus. Gestilte Innenboxen contra Offenstall? Konnte das Bestand haben? Wir haben den ganzen Stall aufgeräumt, geschrubbt, gekehrt, Fehler gesucht, alle Spinnen heimatlos gemacht − ich war total genervt.
Doch es hat sich gelohnt! Nicht nur, dass Ordnung schaffen noch keinem Stall geschadet hat. Nein, die Damen waren begeistert − und wir alle erleichtert. Vielen Dank an mein helfendes Sondereinsatzkommando! Jetzt prangt ein tolles Schild vom BRFV am Stall und für nächstes Jahr hab ich auch schon Anfragen zum Wanderreitführer-Lehrgang. Das einzig bremsende daran ist der vorgeschaltete Lehrgang zum Berittführer, doch Birgit Büchner von der Riedmühl-Ranch bietet das ja in Schwaben auch für Westernreiter an.
Unser schönstes Reiterlebnis ist seit nun zwanzig gemeinsamen Jahren im Sattel nicht mehr der deutsche Meisterschaftstitel im Trekkingreiten, sondern: endlose Galoppaden am Nordseestrand bei St.Peter-Ording. Gemeinsam mit Uli und Sabrina und vier Pferden, fuhren wir in den hohen Norden und galoppierten um die Wette, bis auch Lerry irgendwann am losen Zügel durchparierte. Die Luft war so salzig und klar, der Horizont so weit − still − glitzernd, begleitet von lachenden Möwen, prustenden Pferden und unserem Aufjuchzen − ein Feuerwerk der Gefühle, großartig, einfach mal anders.
Diese Erlebnisse tragen wir noch tief in unserem Herzen, um mit ihnen nicht so prickelnde Momente leichter zu überstehen.
Unsere Pferde haben das Jahr gesund und munter hinter sich gebracht. Axel hat seinen 28. Geburtstag gefeiert. Paolo, der junge Araber, ist seit dem Spätsommer unter dem Sattel und macht sich ganz prima. Im Gelände geht er stolz und sehr fleißig vorne weg und seine Hüpfer halten sich noch in Grenzen. Auf dem Platz können wir noch nicht so viel… aber das wird kommen.
Jaco habe ich mental abgestellt (und auch ins Internet zum Verkauf). Er ist wirklich schwierig und braucht Zeit für zwei und dabei gibt es nur wenig Fortschritte, seine Gelassenheit betreffend. Wenn er bis Juni noch da ist, starte ich nach der Physio-Prüfung den “55.” Neustart mit ihm. Ich bin froh, dass ich mich dazu entschieden habe, denn Paolo macht seine Sache gut und ist bestimmt im Frühjahr ganz gefestigt und für beide hätte im Herbst/ Winter die Zeit nicht gereicht.
So freuen wir uns auf den Frühling 2010 und das Erwachen des Wanderreit-Jahres mit vielen neuen und alten Freundschaften.
Peters Geburtstagsfest (der 50igste) − Juni 2008
Wenn man an einem Freitag, den 13. geboren ist, kann man das ruhig 50 Jahre später feiern!
Neues von den Youngstern − Mai 2008
Ab März begann für Jaco gemächlich der Einstieg zum Reitpferd. An der Longe hatten wir unerwarteter Weise einiges zu klären, bis er doch nachgab und folgsam seine Runden drehte. Das erste Probesitzen quittierte er nur mit einem “Ohren auf die Seite klappen” und wackeligem Antreten. Aufsitzen und ein Stück führen ging zweimal gut, beim dritten Mal muss er sich vor was auch immer, erschrocken haben, und schnellte mehrmals wie ein Gummiball durch die Luft. Darauf küsste Peter den Boden und riss sich das Leistenband
So außer Gefecht gesetzt, bat ich einen Freund um Hilfe zum Weitermachen. Jaco war total angespannt und hat auch uns Fragezeichen auf die Stirn malen lassen. Mit viel Geduld wurde es langsam für ihn vertrauter. Leider bekam er dann dort eine schreckliche Kolik und musste in die Klinik. Wir dachten, er muss sterben, doch er kam über den Berg. Mit einer saftigen Rechnung, und ein gutes Stück “wertvoller” brachten wir ihn wieder heim. Unsere Erkenntnis: wir hatten ihn falsch eingeschätzt, wir dachten, wir fangen mal mit dem einfacheren an − denkste. Jaco wirkt nach außen, wie die Ruhe in Person, doch innerlich ist er aufgewählt und stresst sich leicht. In vielen kleinen Schritten stieg das gegenseitige Vertrauen wieder und Peter ist so oft wie noch nie bisher, auf dem Reitplatz geritten. Jetzt geht er dort ganz lieb und auch im Gelände freut er sich und mit Führpferd kann er auch schon galoppieren. Leider bremsen uns grad die “Pferdebremsen” und die Hitze etwas aus.
Neuer Belag im Auslauf − Januar 2007
Scheinbar war Peters Schmerzgrenze nach dem Bau der neuen Boxen noch nicht erreicht- oder vielleicht gerade deshalb, auf jeden Fall gab er den Start frei zum Belag wechseln im Auslauf. Der Sand war irgendwie müde geworden, die Pferde sahen nicht mehr schön aus nach dem Wälzen und weil Männer ja nicht so gerne putzen… Fast mühelos konnte der Belag entfernt werden, weil durch die darunter liegenden Gitterplatten eine klare Trennung ist. Jetzt ist wieder feinmotorisches Abmisten gefragt, denn der Preis ist um das Doppelte gestiegen! Eigentlich hatte ich keine Nuggetts bestellt, nur ein Holz-Abfallprodukt, worauf die Pferde laufen und sch… können. Doch die Hackschnitzelheizungen lassen die Preise explodieren. Die Pferde sind wieder glücklich und pflegeleicht. Unser fliegender Paolo ist natürlich gleich als Erstes in der Kurve gestürzt- griffig wird der Boden erst mit der Zeit.
Vier neue Außenboxen − Dezember 2006
In unserem Brief zum Jahreswechsel habe ich vom Wandel gesprochen. Als überzeugte Offenstallfans haben wir uns nun zum Bau von 4 Außenboxen entschieden. Josef Köninger aus Jagstzell, selbst Reitstationenbetreiber, hat den Stall nach unseren Vorstellungen geplant und korrekt jeden cm Fläche verbaut. Wir waren mit der Fa. Hermes aus Ilshofen sehr zufrieden. Die Ware kam zwar leicht verspätet, aber mit vielen, hoch motivierten Helfern aus dem Freundes- und Nachbarkreis, stand das Meiste an Weihnachten und war bezugsfertig zur Sylvesterfeier. D.h. die Pferde konnten es mit Pauken und Trompeten einweihen. Wir haben unser Glas Sekt zum Jahreswechsel vor dem neuen Stall getrunken und sind sehr stolz darauf.
Nur der befürchtete Schneefall blieb heuer ja aus und so konnte ich die Arbeitserleichterung gar nicht richtig erleben, so ohne gefrorene Pferdeäpfel abhacken oder fröhliches Äpfelsuchen im Tiefschnee. Egal, die Pferde fühlen sich wohl in den eigenen vier Wänden, nur Lerry bedauert seine einzuhaltende Diät… Einen kleinen Nebeneffekt sollen die Boxen zu Saisonbeginn noch haben. Ich kann nun mehr Pferde unterbringen und das wetterunabhängig.
Jaco und Paolo Frühjahr 2006
Wer Pferde sucht, und weiß, was er nicht will, hat viel zu suchen…
Meinen Jugendtraum hab ich mir erfüllt: Ein “Königliches Pferd”, ein Leutstettener- Junghengst, von seiner königlichen Hoheit Ludwig Prinz von Bayern gezogen. Leutstetten, am Starnberger See gelegen, ist mir schon seit Jugend an bekannt. Auf Wanderritten haben wir dort schon übernachtet- für mich sind die alten Stallungen ein Stück alter Heimat. Doch leider ist die Zucht nun bedroht, das Gestüt wird aufgelöst.
Gyüitö, jetzt umgetauft in Jaco, brauchte noch einen Freund. Wir entschieden uns für den gleichaltrigen Vollblutaraber Paolo vom Gestüt am Wasserschloß bei Stuttgart. Paolo ist wunderschön, aber seine Nerven sind eben sehr dünn und er ist immer in Bewegung. Nach Hempflings Charakterstudien ist er eine “Taube” und so ist er immer am Fliegen und sich präsentieren. Reitgäste fragen schon ungläubig: und den wollt ihr zum coolen Wanderreitpferd ausbilden??? Mal schaun ob cool, ansonsten halt schnell. Wir lieben halt die Herausforderung. Beide Jungpferde haben einen ehrlichen und liebenswerten Charakter und haben unsere Herzen bereits erobert. Die Zeit wird uns Gelegenheit geben, das Beste daraus zu machen.