Impressionen vom Galoppkurs am 1. Juni-Wochenende 2019

Galopp, das ist heutzutage etwas Besonderes. Als Jugendliche haben wir es genossen, den Wind im Gesicht zu spüren, die Tränen liefen einem bei der Geschwindigkeit über die Wangen. Es hatte was von „frei sein“, die Kraft des Pferdes spüren, seinen Herzschlag zwischen den Beinen, durch zwei gespitzte Pferdeohren ins Weite fliegen…

Doch der Kontrollzwang ab Ü40 nimmt einem viel von der Freude. Oft ist noch gar nichts passiert, aber die Gedanken sind uns schon im Voraus. Was ist, wenn ich ihn da vorne nicht halten kann, Was ist, wenn er jetzt bockt, …in ein Loch tritt…sich vertritt…stolpert…meine Familie…mein Kind…meine Arbeit…

Nur soviel: das kann auch alles im Schritt passieren…

PA-DA-BAM – PA-DA-BAM –

PA-DA-BAM

-das ist ein Rhythmus

und Melodie,

das ist Bewegung und

Freude und schwingendes,

schwungvolles Vorwärtsstreben

Nun kann man weiterhin seinen Phantasien freien Lauf gönnen, oder das Thema professionell angehen. Das haben meine ganz unterschiedlichen Kursteilnehmer gemacht. Das ist für mich als Ausbilder ja auch nicht immer leicht. Wer kommt da? Was für Pferde? Wie sind sie ausgebildet? Welche körperlichen Voraussetzungen finde ich…Wie finde ich einen gemeinsamen Nenner?

  • Das noch junge Pferd musste sich erstmal im Galopp ausbalancieren können. Der Reiter soll ein dynamisches Gleichgewicht schaffen, indem er das Pferd nicht stört- schon gar nicht durch seinen Sitz. Wir veränderten die Körperhaltung des Pferdes, um den Rahmen in verschiedene Spannungszustände zu bringen. Dabei half auch die Übung des Galoppsprünge zählens und verändern wollen, ohne dass das Pferd dabei ausfällt oder zuviel Hand notwendig ist…
  • Das rechteckige Pferd ließ ich nicht „müde galoppieren“, sondern immer nur kurz angaloppieren. Dabei verkürzt es sich von selbst, spannt die Bauchmuskeln an und der Galopp wird runder, weil sich die Beweglichkeit im Kreuzdarmbeingelenk erhöht.
  • Das „barocke“ Kaltblut mitsamt seiner zurückhaltenden Reiterin wird mit der Emotion geimpft: „Geh aus dir heraus“, vergiss das introvertiert sein, werde fröhlicher im Galopp. Und es klappt: das brave Pferd frägt begeistert: darf ich jetzt galoppieren? Du wolltest das doch jetzt, oder? Ja, strahlt die Besitzerin, „mein Knoten“ ist geplatzt.
  • Das brav dahingaloppierende Dressurpony brachte ich aus dem Wohlfühlkonzept. Stell dein Pony doch mal auf der offenen Zirkelseite nach außen und galoppier weiter…. Oder noch eine Offenbarungsübung: Galoppiere ganze Bahn und nimm dabei die Zügel in die innere Hand. Tja, nach soviel „Handarbeit“ hat die einarretierte Kopfhaltung vorher gar nicht ausgesehen…

Liebe Kursteilnehmer, Danke für euer Kommen und Danke, dass ihr zum Wohle der Pferde immer besser werden wollt! Es kommt darauf an, dass es sich gut anfühlt, dass man in Teilen etwas verändern kann und will und dass ihr Erlerntes überprüft, hinterfragt und neu kombiniert! Warum gelingt das bei einem Kurs meist besser, als wenn man es zuhause allein versucht? Ich glaube, es ist die eigene Präsenz. Man nimmt sich ein Wochenende frei, lässt die Gedanken des Alltags zuhause. Die vollkommene Aufmerksamkeit liegt auf dem Tun. Wir können in einen wirklichen Dialog treten ohne „wenn und aber“. Wir können in uns hineinfühlen, wie wir uns gerade fühlen und was uns unser Pferd wohl zu sagen hat. Vielleicht stellt sich ja ein „inneres Panoramabewusstsein“ ein, mit der klaren Absicht, ohne Kampf ans Ziel zu kommen, „einfach!“ nur die Energie aufnehmen und in die gewünschte Richtung führen, so wie früher, mit 14, ohne wenn und aber…

PA-DA-BAM

-das ist Glückseligkeit

und das Ziel

aller Wünsche

PA-DA-BAM – das ist Galopp!
(Netzfund)