Hofgeschichten 2010 – 2012

Rückblende 2012

Pferde: Einem jeden, der sie reitet,
naht sein GLÜCKSSTERN sich im Raum.
Leid verweht – das Leben gleitet,
leicht dahin – ein schöner Traum.
(Pall Olafsson)

In Vielem sind wir dieses Jahr ein Stück weitergekommen. Meine Reitkurse sprechen sich scheinbar rum und finden auch extern viel Anklang. Ich bekam viele verschiedene Pferde zwischen meine Finger und konnte ihnen mit Physiotherapie weiterhelfen. Was für ein Geschenk in meinen Händen! Die entspannten Pferdegesichter sind mein ganzes Glück. Mit dem Stationenhopping Angebot können wir immer noch viele begeisterte Wanderreiter begrüßen und wertvolle Gespräche bis in die Nacht führen. Wie es den Leuten so gefallen hat, lässt sich ja unter der Rubrik Berichte nachlesen.

Ein herzliches Danke an alle, die zu uns kommen. Danke an Alle, die mir ihre Pferde bringen und damit ihr Vertrauen aussprechen. Danke an Alle, die ehrliche Worte finden und zum Nachdenken anregen. Danke an die Pferde, durch die wir menschlich so viel weiter kommen.

Bedanken möchte ich mich im Besonderen bei Karin Wimmer. Sie ist überzeugte Huforthopädin bei Hof und hat mich durch ihr vertrauensvolles Engagement auf einen neuen Weg geführt. Seit 35 Jahren lasse ich meine Pferde aus Überzeugung beschlagen. Ich konnte dabei nichts Schlechtes empfinden. Im Gegenteil, ich belächelte die überzeugten Barhufler, die halt nicht soviel reiten, dass die Pferde Eisen brauchen. Natürlich gab es auch das eine oder andere Barhufpferd, dem von den Hufen bis zum Rücken alles weh tat und die damit diese Ansicht unterstützten. Ich will jetzt keinen Roman schreiben. Leute, es hat sich da was getan, eine wirklich fachkundige Entwicklung. Unser Lerry ist ein Jahr ausgefallen, weil ihm durch falschen Beschlag schiefe Gelenkspalten hingezüchtet wurden. Nun hat er ein Jahr barhuf hinter sich. Der deformierte Huf sieht jetzt vollkommen anders aus als mit Eisen, das Horn ist gesund und: das Pferd auch wieder. Da er eine dünne Sohle hat, läuft er längere Strecken jetzt mit Schuhen. Das geht ohne Probleme. Ich habe nun schon viele Reiter davon überzeugt und in Thomas Lau einen DHG-Experten in meiner Nähe.

Besonders Pferde mit Schulterproblemen, festem Rücken oder gebundenen Gang haben ganz tief durchgeschnauft, als die Eisen unten waren. Aber bitte nicht nur Eisen runter, sondern ein Huforthopäde muss her! Ein Nur-Schmied kann das nicht, der denkt an rund und schön, doch Hufbalance ist viel mehr. Zugegeben, nicht fachkundige Gastgeber unterwegs schauen schon etwas mitleidig, wenn beim Ausladen der Sättel auch noch Schuhe mit dabei sind. Aber das ist doch nur ein Pferd, was braucht das Schuhe? Was für den einen nur ein Pferd ist, war für Isenbart ein Königreich wert: Ein Pferd, ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd.

In meinem kleinen Königreich Pferde-unser-Leben freu ich mich immer, Euch als Gast begrüßen zu dürfen. Das viele Geld, die viele Zeit, die langen Wege, die sorgenvollen Gedanken – alles nur für die Pferde. Viele von euch kennen diese Sätze bestimmt auch aus der Familie. Ist Totilas auch nur ein Pferd? Was bitte macht nur ein Freizeitpferd aus? Ist ein altes Pferd für uns nur ein Pferd? Was ist mit all den gemeinsamen Erinnerungen und Erfahrungen? Sind das noch Pferde, die im Pudel-Look kleinkariert eingedeckt hinter Gitter stehen? Oder in Lammfell verhüllt geritten und dann mit Bananen vollgestopft werden, als wenn sie demnächst von Baum zu Baum springen müssten? Nur ein Pferd kann uns den Spiegel vorhalten! Ist der geduldige Braune wirklich nur ein Pferd, wenn er in der Hippotherapie einen Behinderten zum Strahlen bringt? Haben wir im Herbst nur über ein Pferd geweint und getrauert? Nur ein Pferd hat mich heut durch den Winterwald fliegen lassen, ich durfte tiefstes Vertrauen und pure Lebensfreude spüren. Sie lassen uns die Gegenwart genießen, weil sie unsere Gedanken ablenken. Der Kopf hört auf, sich im Kreis zu drehen.

Rückblende 2011

Wir haben fast vergessen,
was für eine seltsame Sache das ist,
dass ein Tier, so groß,
so kraftvoll und so intelligent wie das Pferd
einem anderen, weit schwächerem Wesen erlaubt,
auf seinem Rücken zu reiten. (Peter Grey)

Diese Zeilen werden wohl, je nach persönlichem Ausgangspunkt unterschiedlich gelesen. Für viele gibt es uneingeschränktes Glück auf dem Rücken der Pferde. Doch manche haben ein Pferd im Stall, das wenig Rückendeckung gibt.
Oder es ist gar nicht das Pferd, sondern veränderte Lebensumstände die das Gehirn Karussell fahren lässt. Gründe gab es genug, die Verena Eckert aus München bei den Kursen Glücklich reiten – Angst besiegen aufspürte und gekonnt moderierte. Sich verstanden fühlen, offen in einer Gruppe dieses Tabuthema ansprechen zu können, gemeinsam zu reiten und wissen, jeder hat jetzt ein ähnliches Gefühl, das brachte eine große Verbundenheit in der Gruppe. Und meine Pferde spielten auch brav mit und gaben verlorenes Vertrauen wieder zurück. Am Ende der Kurse hatten alle Rückenwind. Einen Antreiber, einen Schwung von hinten, keine dauerhafte Gehhilfe, mehr einen liebenswerten Gehilfen. Das brauchen wir alle. Nur so gelingen uns diese Quantensprünge nach vorne. Über das Cavaletti, mitten ins Leben, rein ins Vertrauen, ohne Panzer und Schmerzen.
Zurück bleiben die, die sich mit ihren Ausreden und Selbstflüchten mit dem Wind drehen.

Wie wichtig uns der Rücken ist, zeigen auch die Verkaufszahlen der Rückenprotektoren. Unseren Rücken geschätzt zu wissen, beruhigt uns, stabilisiert uns, hilft uns, dass uns niemand in den Rücken fällt. Der Rücken als Angriffsfläche für Feiglinge, die Liebe, die den Rücken frei hält. Der Rücken lebt Vertrauen.
Man vertraut darauf, dass hinter unserem Rücken nicht schlecht geredet wird. Darauf, dass uns das Leben den Rücken stärkt. Dabei hat jeder eine besondere Begabung, den Verstand und/oder das Gefühl für seine persönliche Rückendeckung. Dabei drücken unsere Körpersprache, unsere Haltung, unsere Worte viel von diesem Vertrauen aus – durchaus auch lesbar für die Pferde! Den Rücken stärken ist u.a. mein großes Anliegen bei diesem Kurs im Sommer. Denn der Pferderücken hat durchaus so seine Stabilitätsprobleme. Das Pferd lebt auch in dem Vertrauen, dass ihm nichts in den Rücken fallen möge. Sie sehen nicht, was hinter ihrem Rücken passiert, oft genug werden sie von hinten attackiert.

Wir hatten heuer rund 150 Wanderreitpferde zu Gast. Gut vorbereitete Reiter hatten auch solide trainierte Pferde. Reiter, die sich selbst überschätzen, tun das auch bei ihren Pferden. Nicht jeder Pferderücken war wirklich tragfähig. Trageerschöpfung nennt man das in Fachkreisen, wenn die Vorhand massiv überlastet ist, weil der Rücken als Bewegungszentrale ausfällt. Und trotzdem krabbeln diese sanftmütigen Tiere am nächsten Morgen wieder aus den Boxen, um den Spaß ihrer Reiter zu er-tragen. Es freut und motiviert mich sehr, heuer wieder so manch unbedachten Freizeit-Cowboy zum Umdenken gebracht zu haben und auf einen pferdefreundlicheren Weg. Auch wenn er beschwerlich und weniger cool ist, doch wenn dann aus müden Pferdeaugen wieder der Schalk blitzt, hat sich der Umweg gelohnt.

Wer an dem Hobby Pferd Spaß haben will – und zwar für beide Seiten – tut gut daran, unsere vielfältigen Kurse zu besuchen. Das Trainingskonzept gibt mir Recht, denn in den Jahren sind ganz tolle Pferd – Reiterpaare daraus hervor gegangen. Ein von der Basis her geschultes Pferd mit passender Ausrüstung schreitet im Wohlfühlmodus. Gut vorbereitetes Wanderreiten ist stressfrei und schätzt vor Überlastungen (dies ist auch das Konzept von: www.stationenhopping.de). Die Arbeitsweise und Raffinessen seines GPS-Gerätes bereits vor dem ersten Einsatz zu verstehen, eröffnet Horizonte. Ich glaube, die große Bandbreite rund ums Pferd macht auch seine Begeisterung aus und die Freude am Weiterkommen und dazu lernen. Dazu lade ich euch auch in 2012 herzlich ein.

Anerkennung als VFD-Übungsleiter − März 2011

Mitte März fuhr ich nach Hofstarring zu Heiner Sauters Glück auf Hof.

In einem Fachgespräch wurden meine Einstellung und mein Wissen überprüft. Danach stellte sich Verena dem Fremdreitertest bei einer Reitstunde auf Bärbels netten Haflinger. Der Reitplatz stand noch ziemlich unter Wasser und engte damit unsere Möglichkeiten etwas ein, aber ich denke, meine Ideen kamen gut rüber. Wir ließen uns jedenfalls Verenas köstlichen Gut-gemacht-Kuchen danach schmecken.

Nun ist unser jahrelanges Hin und Her mit FN und VFD Ausbildung zumindest auf dieser Ebene schon mal geglättet. Es wäre schön, wenn es auch bundesweit klappen könnte. Nun fehlen mir noch Assistenzen, doch dazu hatte ich bisher keine Gelegenheit.

Ich freue mich darauf, im nächsten Jahr Kurse zum Geländereiter anbieten zu können. Heuer hatte ich auch schon erste VFD-ÜL da, die ihr Praktikum leisteten. Es sind durchwegs engagierte Leute, die aber halt noch Erfahrung sammeln müssen, so wie jeder, der was Neues macht. Manche Themen in der ÜL-Ausbildung hätte ich gerne anders gewichtet, andererseits muss sich jeder selber fortbilden und dazu hat man ja ein Leben lang Zeit.

Das Hoch Nicole

Mit dem Glücklich Reiten Kurs zog das Hoch Nicole über Deutschland und ganz speziell nach Kühnhardt. Es brachte zwar viel Trockenheit mit sich, aber auch Freuden. Getarnt als Praktikantin zog Nicole bei uns ein, mit ihrem Wuschelhund Finja und dem klapperdürren Trakehner Viento. Nicole war letztes Jahr schon mal eine Woche bei uns auf Station, als sie mit Viento auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und dem Zugang zu ihrem schwierigen Pferd von Rottweil nach Würzbug ritt. Ihr Ziel war dort eine Pferdeflüsterin, auf deren Intuition sie hoffte. So konnten wir uns letztes Jahr ungezwungen beschnuppern und fanden uns sehr sympathisch. Wir blieben in losem Telefonkontakt. Wenn, dann telefonierten wir lange und ich versuchte ihre neuen Pferdekenntnisse zu verstehen oder gab ihr eher Anstöße, Meinungen zu hinterfragen. Manchmal ist der Mensch ja schon leidensfähig und kann was aushalten, wenn er auf die Quintessenz hofft. Nach einem Jahr wurde das Pferd immer weniger und die Lust am Reiten war weg, denn man soll das Pferd nur aufhalftern, wenn es auch herschaut…?? Ein Rucken am Halfter ist körperliche Manipulation. Nun, da prallen halt Welten aufeinander. Ich schlug ihr vor, gleich eine Hotline zum Tierschutzverein zu schalten, wenn wir dann mit Kappzaum longieren, anstatt das Pferd um uns rum trödeln zu lassen. Nun sind die 3 schon über 3 Monate hier und haben sich prächtig entwickelt.

Viento haben wir entwurmt, gemästet und gleichzeitig neu gestartet. Er genoss, es eine klare Führung zu bekommen, seinen Körper wieder zu spüren und vor allem seinem frustrierten Fraule wieder zu gefallen und wichtig zu sein. Longe, Bodenarbeit, Spaziergänge, Mitführen als Handpferd und erstes, behutsames Reiten mit Trense statt Knotenhalfter. Ein lachendes Pferd mit grinsender Reiterin − ein lebendiges Lob.

Im Arbeitstausch übergab ich ihr den zigfachen Neustart von Wildling Jaco. Nicole gab sich echt Mühe und hatte mit ihm viel Geduld. Der andere Ansatz in der Arbeit war interessant zu beobachten und Jaco machte schön mit. Gewisse Verhaltensweisen wurden nun anders gewichtet und gedeutet. Auch auf seine Schreckhaftigkeit und Spannigkeit bei bestimmten Berührungen konnte sie echt gut eingehen. Schließlich nahmen wir ihn wieder als Handpferd mit und dann auch zwischendrin mit Reiter. Er fühlt sich jetzt gut an, verkriecht sich nicht mehr und lässt schneller den Stress ab. Bin selbst gespannt wie es weiter geht − leicht ist es nicht… aber er freut sich richtig, dass er wieder dabei ist.

Urlaub

Durch Nicoles Anwesenheit am Hof, konnten wir noch guten Gewissens eine Woche nach Lanzarote fliegen und es uns gut gehen lassen. Ich hatte etwas meine Zweifel, ob mir die schwarze Insel überhaupt gefällt. Aber sie war leicht hellgrün, denn es hatte, anders als bei uns, dort vorher ausgiebig geregnet. Der Reiseführer meinte, die Ziegen und Kamele stehen jetzt alle mit Bauchweh im Stall, denn das grün sind sie in der Menge nicht gewohnt. Verrückte Welt!

Stationenhopping – Frühjahr 2011

Was für ein Zulauf heuer−wie im Taubenschlag. Pferde rein, Pferde raus, Betten wechseln, kochen, wieder ein kurze Nacht mit lustigen Leuten und netten Gesprächen. Was für ein Glück, Nicole unterstützend an meiner Seite zu haben. Ein echt gutes Team! Jetzt ist erst mal Bremsenpause, dann freuen wir uns wieder über nette Reitersleut!

Axel wird 30! – 23.05.2011

Am 23. Mai feierte Peters Bruder Bernhard (50) mit Axel (30) Geburtstag. Achtzig Jahre Erfahrung im Umgang mit Peter. Das ist Grund zum Feiern und Danken! Peter kennt Axel ja seit seiner Geburt und hat mit ihm alles erreicht, was sich ein Freizeitreiter wünscht! Ab unserer Zeit in Kühnhardt hat er einigen Reiterinnen viel Spaß gemacht, auch mal verzweifeln lassen, aber schlussendlich alle für ihr Bemühen durch Kooperation belohnt. Als Chef der Herde hat er vielen Neuzugängen einen guten Onkel gegeben und besticht auch heute noch durch seine ausstrahlende Souveränität. Dabei hat er sich ein gutes Aussehen und entsprechende Gesundheit bewahrt. Ein gewisser Altersbonus in Sachen Sturheit sei ihm zugesprochen. Zu unserer gemeinsamen Zeit fallen mir folgende Zeilen ein:

Unendlich kommen mir die Tage vor, seit denen Du bei uns bist.
Ich hoffe, es werden noch viele unbeschwerte Tage folgen.
Irgendwo in ihrer Mitte sind auch ein paar besonders grüne Sommertage.
Für diese Spanne Zeit Danke ich dir und dem Herrgott der Pferde!

Anerkennung als VFD-Ausbildungsstall − August 2010

Petra mit den drei Prüfern

Wieder einmal macht sich Aufregung bemerkbar an unserem sonst so ruhigen Hof.

Weil wir fanden, dass sich neben der FN-Auszeichnung auch ein VFD-Schild gut machen würde, bewarben wir uns um den Ausbildungsstall-Reiten-VFD. Mit dem zwar kritischen, aber dennoch partnerschaftlich gestimmten Prüfer-Dreigestirn aus Eberhard Reichert, Franziska Schwab und Horst Brindel wurde unser Hof überprüft. Als erstes nutzte ich den plötzlichen Regenstop aus, um zwei Unterrichtsstunden durchzuführen. Meine armen Reitschüler waren derart aufgeregt, dass rechts und links, sowie vorwärts oder rückwärts zur Geduldprobe wurden. Und das, obwohl doch ich geprüft wurde und nicht sie… aber so halfen sie mir unterbewusst, wirklich unterrichten zu können.

Als erstes Thema wählte ich passend das Lösen des Pferdes und danach gymnastizierende Übungen. Zwar galt es zuallererst meine Reiterlein zu lösen, doch mit Trailübungen und kleinen Sprüngen gelang mir dies, ohne dass sie es selbst merkten. Kommentar von Franziska: das ist halt die Realität − so ist es draußen.

Mein abwechslungsreicher und doch anspruchsvoller Unterricht wurde sehr gelobt. Ebenso die Rittigkeit und der Zustand der Pferde. Dann marschierten wir mit Notizblöcken durch die Stallungen, die auf Frosttauglichkeit, artgerechte Gruppen- und Einzelhaltungen durchlöchert wurden. Gerne beantwortete ich die verschiedenen Fragen.

Danach besuchten wir die Pferde auf der Weide. Zufrieden düsten diese in der Weidehütte − nichts ahnend meiner Aufregung. Weidemanagement und Heugewinnung fanden auch hier anerkennende Worte. Rechtzeitig bevor der Himmel wieder seine Wolken öffnete, konnte bei einer gemeinsamen Vesper das Abschlussgespräch stattfinden. Und über das schöne Schild nebst Urkunde habe ich mich wirklich sehr gefreut!

Herzlichen Dank an das Dreigestirn- ihr habt eure Aufgabe wirklich ernst genommen.
Nun hoffe ich, viele VFD’ler auf ihrem Weg mit den Pferden begleiten zu dürfen!

Haende bewegen Pferde − Juli 2010

Das neue Logo

Alle, die mich mental bei meinem Studium zur Pferdephysiotherapeutin begleitet haben schnauften durch, als die Nachricht bestanden durchs Telefon rauschte. Es war eine harte Zeit für alle Beteiligten: Familie, Freunde und Ehemann bekamen mich nur noch sporadisch zu Gesicht, und wenn, dann doch leicht überdreht. Anzurufen hat sich auch keiner mehr getraut, weil die Gespräche sich mit mir eh aufs nötigste beschränkten. Ansonsten brütete ich hinter Büchern, Videos und Ordnern, drückte an meinen und anderen Pferden herum und träumte nachts von Knochenteilen oder Bergen an Muskelfleisch. Zwischendrin verfolgte mich die Panik, irgendwelche Stationenhopping-Wanderreiter vergessen oder vertauscht zu haben, und ich hörte während dem Lernen im Geiste vorbeiziehendes Hufeisengetrappel. Wie einfach hat man es doch als Schüler gehabt. Man musste nur lernen und hatte sonst nichts als seine Freizeit zu organisieren. Ich ziehe jetzt den Hut vor all denjenigen, die berufsbegleitend noch eine Zusatzausbildung machen. Das ist eine nervliche Mehrbelastung, die einen (mitsamt Umfeld) echt fordert.

Meine Mutter kam schließlich noch zum Tippen der Facharbeit mit dem Thema Der Tellington-TTouch bei Pferden zu mir, und so konnte ich das Kapitel auch termingerecht abschließen.

Das Sternritt-WE konnte ich nur an einem Abend genießen, am nächsten Tag war dann die Abschlussprüfung. Da wir durch die Verwirrungen des Besitzerwechsels in der Equinus-Schule nur schlecht auf die Prüfung zum Pferde-Physiotherapeut vor dem Berufsverband vorbereitet wurden, waren die Zweifel und Ängste groß. Umso schöner war es zu wissen, dass all die, die mir vom Sternritt-Abend her gutes Gelingen wünschten, an mich glaubten. Ich fühlte mich auf meinen wackligen Beinen von ihnen getragen.

Die zweitägige Prüfung war extrem schwer und 5 von 12 Teilnehmern rasselten durch. Wir waren derart von dem Ergebnis geschockt, dass wir uns nicht mal über unser Bestehen freuen konnten. Wir standen wie die Trümmerfrauen da.

Bei einem gemeinsamen Peters Geburtstagsfest und bestandener Prüfung feierte ich dann die Eröffnung meiner Praxis Haende bewegen Pferde. Bei so vielen Glückwünschen konnte ich mich dann auch erleichtert freuen.

Nun ist auch das Logo fertig und die ersten Pferde wurden erfolgreich behandelt. Es erfällt mich dabei immer wieder mit Dankbarkeit und Demut, wie einfach man doch die Rittigkeit verbessern kann, wenn man weiß, wo es zwickt. Für mich persönlich und als Trainer war die zweijährige Ausbildung Gold wert. Ich wünsche mir, noch viele Pferde durch meine Hände wieder locker bewegen lassen zu können. Meine Homepage wartet noch auf einen kreativen Anfall von mir. Es fällt mir schwer, mein Konzept aus Physiotherapie und Training in Worte zu fassen. Einfacher ist das in der Praxis. Als mobiler Trainer bin ich nun schon bis München unterwegs, um Kurse zur Pferdemassage zu geben. Dies lässt sich auch gut mit einem Gymnastizierungskurs kombinieren, sowie mit Pferde- und Ausrüstungscheck. Es ist schon erstaunlich, wie sich Pferde bemühen, brav zu gehen, obwohl ein unpassendes Korsett auf dem Rücken die eigentliche Bewegung behindert.

Ihr seht, ein neuer, spannender Weg liegt vor uns…